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Immer eine Nasenlänge
voraus


Nun ist es also passiert. Gegen Ende des Jahres Zwei nach "Ray of Light" meldet sich Madonna zurück und hat "Music" mitgebracht. Schlicht und einfach. Bewundernswert, zu welchen Höhenflügen jemand fähig ist, der immerhin nicht mehr ganz neu ist im Geschäft - aber bei Madonna gibt es von Burn-Out keine Spur: Im Gegenteil, mehr noch als auf "Ray of Light" dreht sie voll auf und schöpft aus dem Vollen.

Das neue Album ist vielseitiger als der Vorgänger. "Ray of light" war "aus einem Guss", fast ohne Übergänge vom ersten bis zum letzten Stück. "Music" ist anders, was vermutlich mit den unterschiedlichen Co-Produzenten zu tun hat. William Orbit, der die Präsentation der "neuen" Madonna vor zwei Jahren überhaupt ermöglichte, ist wieder mit von der Partie, hat aber Verstärkung erhalten. Hinzu kam Guy Sigsworth, der gerade mit Björk deren Selmasongs arrangiert hat, sowie Mirwais Ahmadzaï, italienisch-afghanischer Musiker aus Paris, dessen ungebremster Drang zu allerlei elektronischen Kabinettstückchen "Music" am meisten prägt.

"Music" ist, mehr noch als die früheren Madonna-Alben, eine europäische Platte geworden. Auch die seltsame Cowgirl-Optik des Album-Designs mag darüber nicht hinwegtäuschen, sondern wirkt eher ironisch und altmodisch im Kontrast zum Inhalt des Albums. Zwischen dem Cover-Girl Madonna und der Musicerin Madonna ist kein eindeutiger Zusammenhang erkennbar außer dem, dass sie sich eben nimmt, was sie braucht, um das machen zu können, was sie will.

Nein, das "europäische" Element von "Music" ist natürlich vor allem in den elektronischen Klängen zu finden, mit denen die Lieder reichlich bepackt - aber nicht überladen - sind. Alles, was derzeit an dancefloor-tauglichen Samples und Programmings in den Clubs "en vogue" ist, fand auf "Music" seinen Einsatz.

Szene-Gänger werden vermutlich keine Neuigkeiten entdecken. Neu dagegen ist, dass die aktuelle Club- und Dancemusik jetzt, geadelt durch die Queen of Pop, die Charts toppt und die Popwelt dadurch um eine neue Variante bereichert. Andere können sie jetzt kopieren, aber Madonna bleibt eben das Original.

Wieder einmal hat sie die richtige Nase gehabt. So avantgarde wie Madonna war der Mainstream selten.

MF / 03.10.2000

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