Sie
mischten schon Latino-Rhythmen in den Rock'n'Roll, als Shakira und
Ricky Martin noch mit Puppen spielten. Sie schufen mit "La Bamba"
eine ultimative Partyhymne und waren doch nie wirklich eine Partyband.
Sie sind außerordentlich erfolgreich, aber stressen lassen sie
sich deshalb längst nicht: In den bald dreißig Jahren ihrer
Geschichte hat keines der Mitglieder die Band verlassen, was als Beweis
für ungebrochene Harmonie und Spaß wohl ausreichend ist.
O-Ton Louie Perez: "Ich komme in der ganzen Welt rum, und das
mit meinen besten Freunden. Was könnte besser sein ?"
Musikgeschichte
schrieben sie spätestens 1992 mit ihrem Album "Kiko",
doch ans Aufhören denken sie bis heute nicht - zum Glück:
Los Lobos, Los Angeles' wahrhaftigste Rockband.
Jetzt
gibt es ihr
neues Album. "Good morning Aztlán" folgt der Geschichte
der Azteken. Danach brachen 1325 Bewohner von Aztlan auf, um eine
neue Stadt zu gründen: das heutige Mexico City.
Der
Albumtitel unterstreicht den weiterhin gültigen Anspruch von
Los Lobos, die militärisch gesicherte Grenze zwischen Mexiko
und den USA wenigstens symbolhaft mit den Mitteln der Musik niederzureißen.
Erneut singen sie von Tony und Maria, dem jungen mexikanischen Paar
von ihrem 1985er Album "How will the wolf survive". "Tony
y Maria" 2002 blicken auf ihre unerfüllten Hoffnungen zurück,
vom Traum des Wegs "vom Tellerwäscher zum Millionär"
blieb nur der Tellerwäscher übrig: Mariy und Tony planen
die Rückkehr nach Mexiko. Angesichts der dort herrschenden sozialen
Verwerfungen ahnen wir bereits den Fortgang der Saga.
Mit
der künstlich-sterilen Atmosphäre vieler Latinpop-Sonds
haben Los Lobos schon aufgrund Erzählungen wie dieser nichts
gemeinsam. Ihre Sounds klingen erdig, robust und voller Gefühl,
Leidenschaft und Temperament. Ihre einfallsreichen Arrangements, die
jedes ihrer Alben zu einer Schatztruhe voller funkelnder Überraschungen
machte, haben auch auf "Good morning Aztlán" nichts
von ihrer Strahlkraft verloren, man höre sich nur einmal die
Perfektion eines Songs wie "Malaqué" an.
"Good
morning Aztlan" ist eine kraftvolle Mischung aus Südstaatenblues,
entspanntem Westcoastpop, Wüstenrock und Funk, Mariachiklängen
und chilischarfen Texmexrhythmen und verfügt somit über
alle Zutaten des hochklassigen Albums einer Band, die noch nie halbe
Sachen gemacht hat.
Nochmal
Louie Perez: "Wir sind auf die Erde gesetzt worden, um Musik
zu machen. Und das ist das, worin wir gut sind." Der Satz kann
so stehen bleiben.
Michael
Frost , 14.09.2002