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Die Unberechenbarkeit
der Multi-Kultur


Ihr erstes Konzert gab die Band auf dem Cannabis Festival von London. Weitere Drogen wurden dabei sicher nicht benötigt: Das Rauschhafte liefert hier bereits die Musik. Der Auftritt im Jahr 2002 war der Beginn dieser englisch-spanischen Kooperation um Bandsängerin Monte Malafox, die jetzt, sechs Jahre später, ihr erstes Album veröffentlicht.

Dazwischen liegen Auftritte als Straßenmusiker, in Bars und Clubs verschiedener spanischer Städte. Die Reise von England in den Süden hatte die bunte Truppe durch den Verkauf einer selbst produzierten CD finanziert.

Nun folgt also das offizielle Debüt "In X-ile" unter dem Bandnamen LaXuLa in der Stammbesetzung mit Monte Malafox, Mike Limmer (Bass), Andres García (Gitarre) und Demi García (Drums). Dazu gesellen sich zahlreiche Gastmusiker, die den LaXuLa-Sound in unterschiedliche Stilrichtungen auffächern: Bestimmend ist der treibende, temporeiche Ethnopunk-Rhythmus, den man auch von Manu Chao und Amparanoia kennt.

Latin-, Jazz- und Reggaeeinflüsse kommen dazu, Tango Nuevo und eine obsessive Mixtur aus arabischen Harmonien, Klezmer und der Musik spanischer Gitanos. Immer wieder unterlegt die Band ihren elektrisierenden Sound mit düsteren, tranceartigen Basslinien und aufwühlendem Schlagzeug - ein Störfeuer wider das Klischee von der Zigeuner-"Romantik", gleichzeitig die Verbindung zur elektronischen Drums&Bass-Musik, und wohl nicht zuletzt als Entsprechung der Bandpatronin gedacht: "LaXuLa", die "fiktive mystische Figur ist Herrin der Dualitäten. Sie steht für Geburt und Tod, für die Verbindung von Licht und Finsternis" (Pressetext).

Vielleicht deshalb fühlt man sich beim Hören von "In X-ile" gelegentlich an mexikanische Totenfeiern erinnert, deren Farbenreichtum und Lebensfreude in krassem Gegensatz zur europäischen Beerdigungskultur steht. LaXuLa sind in beiden Welten zuhause, oder auch in keiner, wie es in dem Stück "Sin tierra" heißt: "Soy de la tierra de las sin tierra // de las outsiders, de las heridas ..." (Ich komme aus dem Land derer ohne Land // der Ausgegrenzten, der Verwundeten).

So bleibt die Musik von LaXuLa schließlich heimatlos, und dennoch nicht ohne Verbindung zu ihren - vielfältigen - Aufenthaltsorten. Die Tradition der Reisenden, welche die Band mit den Roma verbindet, findet so in der Musik ihre Entsprechung. Gleichzeitig ist sie ein Plädoyer gegen die Abschottung und für die Unberechenbarkeit des multi-kulturellen Austauschs.


© Michael Frost, 10.02.2008


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