Sein
erstes, 1999 erschienenes Album hieß "Safran". Der
Titel weckt Assoziationen: Bilder und Gerüche arabischer Souks
drängen sich auf, man sieht Händler hinter enormen Gewürzständen,
überall duftet es verführerisch, die getrockneten Kräuter
und Pulver leuchten in allen nur erdenklichen Farben. Ein romantisches
Bild zwar, ein Stereotyp, wie von einer Urlaubspostkarte aus den Medinas
von Marrakesch, Fes oder Rabat, aber auch ein authentisches, in dessen
Umgebung die Wurzeln der Musik von Houssaine Kili zu finden sind.
Der
aus Marokko stammende, aber in Deutschland lebende Houssaine Kili
ist in vielerlei Hinsicht ein künstlerischer Verwandter der Stars
des algerischen Raï und des ägyptischen Shaabi wie Khaled,
Rachid Taha, Cheb Mami oder Natacha Atlas.
Wie
auch die genannten Künstler verbindet Kili traditionelle Musik
seiner Heimat, der Berber und der Gnawa, einer vor Jahrhunderten von
Schwarzafrika in den Maghreb geflüchteten Volksgruppe, mit westlichen
Rhythmen und Stilen.
Diese
Mixtur ist auch beherrschendes Element seiner neuen Platte "Mountain
to Mohamed". Für die meisten Lieder und Texte zeichnet Kili
selbst verantwortlich, aber es gibt auch eine überraschende Coverversion
von Neil Youngs "Cowgirl in the sand". Schon in seiner Jugendzeit
in Marokko habe er mit seiner damaligen Band die großen Hits
von Young, Stevie Wonder, James Brown und Jimi Hendrix nachgespielt,
sagt er. Die Faszination für deren Musik ist geblieben: Es sind
vor allem Rock-, Funk-, Soul- und Blues-Elemente, die sich mit dem
arabischen Sound des Albums mischen.
Die
unterschiedlichen Stile verleihen Kilis Musik einen abwechslungsreichen
Charakter und ein hohes Maß an Internationalität, die fröhlichen
und tanzbaren Rhythmen sind kulturübergreifend verständlich
und wirken entsprechend als verbindende Brücke.
"Wenn
Sprache der Schlüssel zu einer Kultur ist, dann ist die Musik
der Schlüssel zur Seele dieser Kultur." Dieses Credo
des marokkanischen Schriftstellers Mohamed Choukri, zu lesen im Booklet
des Albums, gilt für die Musik von Houssaine Kili in besonderem
Maße.
Aus
seiner Religiosität macht er keinen Hehl, sie ist für ihn
fester Bestandteil der Musik. Es ist zwar eigentlich selbstverständlich,
kann aber in diesen Zeiten nicht oft genug betont werden: Die Gleichung
Islam = religiöser Fundamentalismus ist eine gefährliche
Verfälschung der Realität. Kili beweist durch seine Musik,
dass es auch einen aufgeklärten, modernen Islam gibt, der nicht
das Trennende, sondern das Gemeinsame der Kulturen sucht.
Seine Klage über die Oberflächlichkeit vieler Menschen und
ihren Mangel an Bewusstsein ist religionsübergreifend zu verstehen:
"Viele
Leute leben ohne Bewusstsein,
sie wollen mehr erreichen und mehr besitzen.
Sie wissen nicht, warum sie auf der Welt sind,
sie haben Gott vergessen.
Aber was bringt uns Menschen zusammen ?
Welche Macht ist es, die es dir möglich macht,
diese Zeilen zu lesen,
woher kommt die Inspiration für die Musik,
wie
ist es möglich, dass die Bäume wachsen
und der Wind weht ?"
MF
/ 20.10.2001
Houssaine
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