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Sicherheit ist
eine Illusion


Man muss kein Prophet sein, um den Aufstieg der "Warlords" als Gefährdungspotenzial zu erkennen. Viele Konfliktforscher sehen in ihnen die größte Bedrohung für den Weltfrieden, denn im Gegensatz zu Staaten, die, auch unter totalitären Regimes, im Geflecht transnationaler Beziehungen voneinander abhängig sind, fühlen sich regionale Herrscher und Clan-Führer nicht an Verträge und Rechtsprechung gebunden: deren Durchsetzung überlassen sie ihren Privatarmeen.

Dieses bedrohliche Szenario wird von dem norwegischen Drums&Bass-Duo Richard Animashaun Thomas und Tony Anthun alias "Future Prophecies" aufgegriffen und auf ihrem Album "Warlords rising" in aufwühlende Klänge umgesetzt. Entsprechend düster und nervös sind ihre Beats, manchmal brutal und offensiv, mal beschwörend und unterkühlt, wie etwa im Opener "Miniamab", für den sich sich stimmliche Verstärkung bei der Sami-Interpretin Mari Boine holten, die eine der profiliertesten Stimmen der Weltmusik-Szene ist.

Flirrende Scratches, donnernde Bässe und scheppernde Hihats setzen den Zustand diffuser Bedrohung atmosphärisch um. Sicherheit, vermittelt die Musik, ist eine Illusion, Unordnung ist die neue Weltordnung, und wenn wir in ihrem Rhythmus tanzen, dann ist die Tanzfläche ein Vulkan, der jederzeit ausbrechen kann. Noch nicht einmal die Stimme von Jazz-Legende Karin Krog, die für den Song "Black dragon" gesampelt wurde, vermag Halt zu geben. Sie kommt, um gleich darauf im Nichts zu verschwinden.

Nach ihren Einflüssen gefragt, nennen die beiden Norweger so viele Referenzen, dass ihr Sound damit nicht einmal annähernd zu beschreiben wäre. Techno und House erscheinen vorherrschend, drums&bass und Breakbeats sowieso - einige Passagen klingen, als würden die düsteren Titel von Massive Attack mit doppelter bpm-Frequenz gespielt.

Schließlich, und auch das ist eine Prophezeiung, wird sich der Pulsschlag dem rasenden Rhythmus von "Warlords rising" angepasst haben. Spätestens, wenn im fünften Track "Bring the noise" die Alarmsirenen heulen, weiß man, dass man ihnen verfallen ist. Future Prophecies erheben wohl nicht den Anspruch, Musik für schwache Nerven zu produzieren - optimistische Lichtblicke sind eine Seltenheit. Stärkere Gemüter dagegen erfahren einiges über den inneren Zustand unserer Welt, und der gibt Anlass zur Sorge - auch 60 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges.

© Michael Frost, 07.05.2005


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