Sie
wissen nicht, wer Frida ist ? Völlig unmöglich. Frida ist
das zweite (oder erste, wie Sie wollen) A von ABBA, Anni-Frid Lyngstad,
„die Dunkelhaarige“, die mit der tieferen Stimme als Agnetha, der Blonden.
Frida
hat nach der Auflösung ABBAs einige mehr oder weniger geglückte
Versuche unternommen, ihre 1973 zugunsten von ABBA an den Nagel gehängte
Solokarriere wieder aufzunehmen. Phil Collins produzierte mit ihr
Anfang der 80er Jahre das Album „Something's going on“, es folgte
noch eine weitere Platte, danach wurde es ruhiger. Aber 1996 kehrte
Frida auf die skandinavische Bühne zurück – und wie.
Mit
Produzent, Arrangeur, Komponist und Texter Anders Glenmark, einem
alten Bekannten aus ABBA-Tagen, veröffentlichte Frida "Djupa
andetag". Das Album beinhaltet 10 allesamt hörenswerte Stücke,
darunter das in Schweden auch als Single veröffentlichte "Alla
mina bästa år", ein Duett mit Marie Fredriksson (Roxette).
Alle
Stücke stehen in bester ABBA-Tradition, sie sind genauso perfekt
komponiert und arrangiert wie die späten Abba-Songs, doch Frida
klingt anders: reifer, reflektierter, ernster: Es sind die Lieder
einer erwachsenen Frau in ihren besten Jahren.
Fridas
dunkle, ruhige und souveräne Stimme gibt dem Ganzen den Rahmen,
man hört, wie sehr ihr diese Lieder am Herzen liegen, und man
muss nicht Schwedisch sprechen, um die Musik zu verstehen.
Überhaupt
Schwedisch: Es kann nur der allgegenwärtige Zwang zur englischsprachigen
Musik sein, der den internationalen Erfolg von "Djupa andetag"
verhinderte. Frida wird es verschmerzen: Hätte sie ein Comeback
im großen Stil gewollt, mit diesen Liedern und englischen Texten
hätte sie es sicher bekommen.
Doch
so hat sie einfach „nur“ ein wunderschönes ausgereiftes Album
gemacht, mit dem Sie eine laue Sommernacht genauso unterlegen können
wie einen dunklen Winterabend vor dem Kamin – beides am besten in
einem kleinen rot-gestrichenen schwedischen Ferienhaus, vielleicht
in der Nähe von Eskilstuna, wo Frida aufwuchs und ihre ersten
musikalischen Erfahrungen sammelte.
Für
eingefleischte ABBA-Fans (und sind wir das nicht alle ?) ist "Djupa
andetag" mehr als nur ein schwacher Trost angesichts der beharrlichen
Verweigerung einer Reunion.
In
Schweden erschien übrigens sogar noch eine zusätzliche CD
mit interessanten Remix-Versionen einiger Titel von "Djupa andetag".
©
Michael Frost / 23. September 2000
Überarbeitung:
15.04.2004