Mona
Mork lebt auf einer kleinen Insel vor den Toren von Bergen, Norwegens
zweitgrößter Stadt. In ihrem Wohnort arbeitet sie als Leiterin
einer Schule, die nur von acht Schülern besucht wird: Auf der
Insel leben insgesamt nur sechzig Menschen. Vielleicht liegt es also
an einem Mangel an Arbeitsbelastung, dass Mona Mork noch Zeit fand,
Sängerin einer der viel versprechendsten Bands des Landes zu
werden.
Gemeinsam
mit Patrick Lundberg und Bosse Litzheim gründete sie 1997 das
Trio "Ai Phoenix", gewann umstandslos einen Demo-Wettbewerb
und veröffentlichte ihr erstes Album "Film". Bereits
der Nachfolger "The driver is dead" ging den Weg in die
norwegischen Charts, obwohl ihre Musik gar nicht aufdringlich hitverdächtig
klingt, und nach der Veröffentlichung eines Soundtrack zu einer
TV-Dokumentation liegt jetzt ein weiteres Studio-Album vor: "Lean
that way forever".
Ai
Phoenix unterscheiden sich von der übrigen norwegischen Szene,
die im Begriff ist, auch außerhalb Skandinaviens stärker
wahrgenommen zu werden, vor allem durch ihre akustische Instrumentierung.
Im Gegensatz zur Ambient- und Electronica-Bewegung (Röyksopp,
Slowpho, Flunk) findet man bei Ai Phoenix klassisches Songwriting,
das an Belle & Sebastian erinnert, oder - wenn Patrick Lundberg
singt - an Leonard Cohen.
Dennoch
ist es vor allem der leise, dunkle und traurige Sprechgesang von Mona
Mork, der Vergleiche mit den introvertierten Stimmen des Triphop,
etwa Beth Gibbons (Portishead) oder Alison Goldfrapp heraufbeschwört.
Doch Ai Phoenix kontrastieren deren Schwermut mit ihren Folk-inspirierten
Popballaden, wodurch die warmherzige Atmosphäre ihrer akustischen
Arrangements die Oberhand gewinnt.
"Lean
that way forever" ist ein sehr ruhiges, aber dennoch kraftvolles
und souveränes Album. Ai Phoenix verstehen sich ausgezeichnet
auf die Erzeugung von Stimmungen, fröstelnd wie in "Ice-cold
storm", vorsichtig fröhlich wie in "Storytellers"
- das perfekte Album für die letzten warmen Abende des Spätsommers
...
Michael
Frost, 14.09.2002