Den
Lo-Fi-Character, den Deine ehemalige Band "The Moldy Peaches"
versprühte, findet man auf Deinen Solo-Alben so gut wie kaum mehr.
Handelt es sich dabei um eine natürliche Entwicklung oder war das
ganze von Dir genau geplant?
Adam:
Eine natürliche Entwicklung würde ich sagen. Alles was ich
mache, kommt aus dem Innersten meines Herzens. Die ersten Stücke
mit den "Moldy Peaches" wurden unter einfachsten Bedingungen
zu Hause aufgenommen. Damals wusste ich nicht, wie man richtig singt
und hatte auch noch keinerlei Bühnenerfahrung. Das ist heute ganz
anders. Wenn ich eine Platte aufnehme, dann spiegelt sich darin meine
momentane Stimmungslage wieder. Es ist nicht mein Verlangen, immer ein
bestimmtes Niveau zu halten. Selbstverständlich habe ich heute
ein musikalische höheres Niveau erreicht als mit 14 Jahren, als
ich meine ersten musikalischen Gehversuche machte. Im Laufe der vergangenen
zehn Jahre habe ich versucht, mein Niveau zu heben. Selbstverständlich
könnte ich mir vorstellen, auch wieder zu einfacheren Strukturen
zurückzukehren. Das nächste Album wird aber noch den gewohnten
Adam Green-Sound präsentieren, den meine Fans derzeit so lieben.
Deine
Urgroßmutter, Felice Bauer, pflegte einen regen Schriftverkehr
mit einem der wohl größten deutschsprachigen Dichter aller
Zeiten, Franz Kafka. Wie denkst Du darüber?
Adam:
Ich besitze einige dieser Briefe. Für jemanden wie mich, dessen
Urgroßmutter mit Kafka befreundet war, war es schon ein sehr verrücktes
Gefühl sich mit Kafka in der Schule auseinanderzusetzen. Ich identifiziere
mich mit Kafkas Ansichten. Er hat die gleichen Sachen gemacht, die mich
auch interessieren. Bei ihm prallen die verschiedensten Gefühlslagen
aufeinander in einer einzigen Geschichte. Wenn man eine Kurzgeschichte
wie einen Song betrachtet, dann steht da neben einem romantischen Teil
ein sehr tragischer und neben etwas sehr Satirischem etwas sehr Politisches.
Er glaubte daran, dass diese Gefühle alle glücklich unter
einem Dach leben könnten, wie eine Familie. Kürzlich wandelte
ich in Berlin auf den Spuren meiner Vorfahren. Ich besuchte die in Kafkas
Tagebuch verzeichneten Orte, die er gemeinsam mit meiner Urgroßmutter
besuchte. Und selbstverständlich auch die Stätten, an denen
früher meiner Familie lebte. Ich besuchte das Haus, wo mein Großvater
einst lebte. Viele Gebäude existieren leider nicht mehr. Meine
Familie war jüdisch. Aus Angst vor den Nazis wanderten sie über
die Schweiz nach Amerika aus.
Was
wird Dir die Zukunft bringen, Adam?
Adam:
Vielleicht fliege ich ja mit meiner eigenen Fluglinie über Mexiko
Spaß beiseite. Ich denke nicht darüber nach, was die kommenden
Monate für mich bringen. Ich bin vielmehr im Jetzt verwurzelt.
Momentan bin ich damit beschäftigt, neue Songs für das nächste
Album zu schreiben, das voraussichtlich Anfang nächsten Jahres
erscheinen wird.
©
Stephan Stöckel, Juni 2005