Francis Cabrel und die schönen Schäden
Konzertbericht aus dem Pariser "Olympia"
Gastbeitrag von Thomas Höhl


Natürlich würde Francis Cabrel in Paris und auch sonst überall in Frankreich große Hallen und Stadien füllen, doch genauso wie viele seiner Berufskollegen zieht es ihn in das "Olympia", einen altertümlichen Saal, der lediglich 3000 Zuschauern Platz bietet, jedoch den Ruf genießt, eine grandiose Akkustik zu bieten.

Da spielt er dann eben viermal und trotzdem sind alle Konzerte bereits Monate im Voraus restlos ausverkauft. Stephane Mondino hat das Glück, als Vorgruppe auftreten zu dürfen und ähnlich wie bei der vorigen Tour, als Cabrel mit Teri Moise eine sehr gute Wahl traf, weiß auch Mondino das Publikum zu begeistern und die Stimmung anzuheizen. Nebenbei macht er sehr gute Werbung für sein erstes Album "St. Lazard".

Noch ein kurzer Umbau und Francis Cabrel betritt die Bühne. Diese ist schlicht gehalten, lediglich ein paar Straßenlaternen und Lichterketten erzeugen den Eindruck, man befände sich an einer Strandpromenade. Eine passende Umgebung für ein Konzert von Francis Cabrel, auch wenn der Name des Albums zur Tour "Les beaux dégats" (die schönen Schäden) etwas anderes vermuten lassen könnte.

Das Publikum hat Cabrel vom ersten Moment an in seinen Bann gezogen. Früh kommt die erste Single "Bonne Nouvelle" des aktuellen Albums und spätestens als direkt danach mit "La corrida", dem Song über einen Stierkampf aus der Sicht des Tieres, der große Hit des Albums "Samedi soir sur la terre" folgt, jubeln die Zuschauer ihrem Idol zu. Besondere Power erhalten die Songs durch das reichhaltige Aufgebot von Musikern, das Cabrel dabei hat.

Neben den üblichen Instrumenten, wie Keyboards, Gitarre, Schlagzeug und Bass, finden sich auch Trompeten, Klarinetten, Querflöten, Saxophone, ein Klavier und eine Bratsche auf der Bühne wieder. Cabrel versteht es jedoch auch hervorragend, leise Töne einzubringen. Meist genügt es, wenn er auf seiner Gitarre die ersten Töne spielt und das Publikum singt den Text von "Petite Marie", "L`encre de tes yeux" oder "Je l´aime à mourier" mit, ehe Cabrel einsetzt.



Fotos: www.franciscabrel.com



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Besonders begeisternd ist die Umsetzung von "Elle dort" und "Les gens absents", die bereits auf dem neuen Album sehr gelungen sind, live jedoch Gänsehaut erzeugen. Ein weiterer Höhepunkt ist das melancholische "Hors saison" vom gleichnamigen Vorgängeralbum, in dem eine Kleinstadt am Meer in der Nachsaison beschrieben wird und dank des Bühnenbilds fühlt man sich als Teil dieser traurige Atmosphäre.

Als Cabrel schließlich nach etwa 2 Stunden alle geplanten Stücke inklusive mehrerer Zugaben gespielt, zeigt er dem Publikum einen Zettel mit der Songauswahl für den Abend. Kein weiterer Song ist darauf zu finden, doch das Publikum feiert Cabrel so lange bis weitere Zugaben und das übliche Abschlusslied "La dame de Haute-Savoie" folgen.

Längst sitzen die Zuschauer nicht mehr auf ihren Stühlen und fordern weitere Zugaben. Cabrel erfüllt den Wunsch und beendet den Abend mit "Petite sirène".

© Thomas Höhl, Juni 2005




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