"I'm still a stranger in this land", singt Peter von Poehl in einer der ersten Textzeilen seines zweiten Albums "May Day", und entsprechend viel Mühe gibt sich die Biografie auf seiner Website, den "exile blues" als Grundlage für seinen speziellen Sound zu interpretieren.
Ganz so dramatisch dürfte die Entfremdung dabei eigentlich nicht sein. Peter von Poehl pendelt zwischen seiner Heimatstadt Malmö, Berlin und Paris - und ist damit vielleicht wirklich nicht Schwede, Deutscher oder Franzose - sondern einer der wenigen Künstler mit einer europäischen Identität. Man rechnet ihn wohl dem so genannten "Singer/Songwriter"-Genre zu, weil seine Musik zu intelligent gemacht ist, um als Pop durchzugehen, und dabei wären seine bedächtigen, entspannten und sehr melodieverliebten Songs eine Zierde für jedes Radioprogramm.
Obwohl es ihn für seine Albumaufnahmen immer wieder nach Schweden zieht, so ist es vor allem wohl die französische Musikszene, die den blonden Songwriter adoptierte - wie auch seinen Landsmann Jay-Jay Johanson. Von Poehl spielte in der Band von Bertrand Burgalat, produzierte später Vincent Delerms auch auf diesen Seiten vorgestelltes Album "Les Piqûres d'araignée, und er spielte als Opener auf den Tourneen von Phoenix und Air. Sie alle, am meisten vielleicht Air, haben einen starken Einfluss auf seinen Sound ausgeübt.
So verwebt er auf seinem aktuellen Album "May Day" immer wieder kühle, fast unterschwellig hörbare Elektronik ("Lost in space") mit euphorischen Bläser- und Streichersätzen , mit denen er die Genre-Grenzen zu sprengen scheint, berauschend schön etwa im Titelsong von "May day" - doch nicht minder beeindruckend schon 2006 auf seinem hoch gelobten Debüt-Album "Going to where the tea trees are", das er damals noch überwiegend in Berlin produziert hatte.
Videolink: Peter von Poehl "Story of the impossible" (Going to where the tea trees are) / youtube
Das Album bescherte ihm mehr als nur einen Achtungserfolg - und Vergleiche mit Nick Drake, Al Stewart, David Gray, Damien Rice, aber auch schwedischen Kolleginnen wie Anna Ternheim. Beide stehen, bei aller Innovation, fest in der Tradition der schwedischen Folkfestivals, die gerade im Sommer überall im Land ausgerichtet werden, und gemeinsam ist beiden die klare, schnörkellose Melodieführung, die kristalline, vollkommen pathosfreie Gesangsstimme, das Spiel mit zarter Melancholie und (für nordische Verhältnisse) überschäumendem Temperament.
Videolink: Peter von Poehl "Parliament" (May Day) / youtube
Deutschland spielt in Peter von Poehls "Geo-Dreieck" mit Schweden und Frankreich mittlerweile leider nur noch eine nachrangige Rolle. "May day", in Frankreich bereits seit Frühjahr 2009 auf dem Markt, ist hierzulande (noch?) gar nicht erschienen.