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Heiser und atemlos


Es klingt nach Bilderbuch-Karriere, und vielleicht ist es das auch. Mélissa Laveaux nimmt nach mehreren Auftritten in einer Studentenkneipe von Ottawa ein Album in Eigenregie auf, das sie auf MySpace vorstellt. Dort stoßen Vertreter des französischen Independent-Labels "NøFørmat!" auf ihre Aufnahme, bieten ihr einen Vertrag an, ermöglichen ihr professionelle Aufnahmebedingungen für ihr Album "Camphor and copper" und schicken sie im Vorprogramm von Feist, Lura und Yael Naïm auf Tournee. Die Resonanz ist so groß, dass man sich auch international für die Kanadierin interessiert - und so erscheint "Camphor an copper nun auch in Deutschland.

Das Einzigartige an Mélissa Laveaux ist die Stimme, denn sie trägt Blues und Soul in sich: Eartha Kitt wird als Referenz genannt (von ihr covert Laveaux auch das Stück "I want to be evil"), doch ebenso spürt man die Nähe zu Joni Mitchell, Ani DiFranco, Tracy Chapman, Lauryn Hill und einigen der großen Songwriterinnen der Weltmusik: Lura, Rokia Traoré, Soha.

Mélissa Laveaux' Familie ist einst aus Haïti nach Kanada eingewandert. Dort lebte sie sowohl im französisch- als auch den englischsprachigen Teil des Landes, bishin zu ihrem Studium der Sozialwissenschaften in Ottawa, das sie erst 2008 abschloss.

Ihr fantastisches Debüt lässt vermuten, dass Mélissa Laveaux wenig Gelegenheit haben wird, ihre Studien fortzusetzen. Eine Karriere auf internationalen Bühnen erscheint wahrscheinlicher. "Camphor and copper" begeistert durch die Zusammenführung von Blues, kreolischer Rhythmik, Chanson, Folk und Hiphop. Das Soundkonzept ist dabei nicht nur streng akustisch, sondern auch äußerst reduziert: Viele Stücke kommen allein mit einer Begleitung aus Akustikgitarre und Percussions (Rob Reid) aus, zeitweise wird der Sound gar auf einen Wechselgesang zwischen Stimme und Kontrabass ("Akeelah's wheel") reduziert.

Videolink: Mélissa Laveaux / youtube
 

So bleibt genügend Raum für den Gesang, und Mélissa Laveaux füllt ihn - dreisprachig (Englisch, Französisch, Kreolisch) mit außergewöhnlicher Präsenz, atemlos modulierter Stimme, heiserem Bluestimbre und einer Energie, die auch den Zuhörer atemlos werden lässt.

 

© Michael Frost, 25.04.2009

 

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