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Frankreich gehört Mylène Farmer schon seit Jahren zu den
ganz großen Popstars. Sie ist eine wahre Ikone des "Lolita"-Pop
und konnte dieses Image, obgleich dem Teenie-Alter längst entwachsen,
über die Jahre ungebrochen konservieren. Mylène Farmer,
Jahrgang 1961, debüttierte bereits 1984 mit dem Album "Libertine",
damals ganz im Stil des 80er Synthiepop. Dem Dance-Pop ist sie seither
treu geblieben. Ihre Melodien sind eingängig und unkompliziert,
dienen allein der guten Laune, erreichen nicht selten den Rand des Banalen,
manchmal gehen sie auch darüber hinaus.
Mylène
Farmer steht an der Spitze eines ganzen Genres. Sie wurde zum Vorbild
unzähliger junger Sängerinnen mit naiv-säuselndem Stimmchen
und stampfenden Discobeat-Produktionen, die ihr bislang jedoch alle
nicht das Wasser reichen konnten. Denn im Unterschied zu den meisten
dieser "Talente" lenkt Mylène Farmer den Lauf ihrer
Karriere selbst, sie schreibt ihre Texte selbst und bildet seit dem
Beginn ihrer Karriere mit Laurent Boutonnat ein festes Team. Boutonnat
ist Komponist, Arrangeur und Produzent in einem, der Mylène
Farmer stets den gerade zeitgemäßen Sound verpasst.
Ihr
Image setzt Mylène Farmer kalkuliert und bewusst ein, scheut
auch vor der einen oder anderen öffentlichen Provokation nicht
zurück, um sich im Gespräch zu halten und machte sich so
über die Jahre zu einem "Gesamtkunstwerk", bei dem
die öffentliche Wirkung der Person manchmal gleichrangig neben
der Musik steht. In dieser Hinsicht stellt Mylène Farmer das
französische Pendant zu Madonna dar.
Wie
auch Madonna versuchte sich Mylène Farmer in der Vergangenheit
als Schauspielerin, allerdings nur ein einziges Mal. Ihr Film spielte
1994 enorme Verluste ein und wurde in den Pariser Kinos nach drei
publikumsarmen Wochen sang- und klanglos aus dem Programm genommen
- während paradoxerweise zur selben Zeit ihre Konzerte aufgrund
des enormen Publikumszuspruchs in immer größeren Hallen
stattfanden und sich ihre Platten immer besser verkauften. Es blieb
der einzige Misserfolg.
Neben
dem Fortgang der eigenen Karriere widmete sie sich unlängst auch
der Nachwuchsförderung. Der europaweite Erfolg von Alizée,
dem aktuellen Beispiel in der Tradition des Lolita-Pop, ist das Werk
von Mylène Farmer, die das Album der jungen Französin
produzierte.
Mit
dieser Tätigkeit scheint Mylène Farmer zunächst ausgelastet
gewesen zu sein, denn seit 2001 hat sie kein Album mehr veröffentlicht.
In dem Jahr erschien "Les Mots", ihre erste eigene Hit-Sammlung,
die 29 Titel auf 2 CDs beinhaltete.
"Les Mots" ist jetzt endlich auch in Deutschland erschienen,
allerdings in einer abgespeckten Version mit 16 Liedern auf einer
einzigen CD, darunter natürlich auch der Titelsong "Les
Mots", ein Duett zwischen der Farmer und dem Schmusepopper Seal,
außerdem sämtliche ältere Hits in einer remasterten
Aufnahme bis hin zur bislang letzten Single "Pardonne-moi"
von 2001.
Die
Compilation offenbart in der Zusammenfassung von knapp zwanzig Jahren
Mylène Farmer durchaus einen musikalischen Reifeprozess, der
heute auch den einen oder anderen rockigen Ton beinhaltet, ohne dass
dies allerdings den Grundton ihrer Musik verändert hätte.
Mylène Farmer ist heute wie damals eine Meisterin des simplen
Sounds, der wie für die Tanzfläche geschaffen ist und auch
keinen anderen Verwendungszweck zu verfolgen scheint: Hier geht es
um das pure Vergnügen, akustiv, optisch, sinnlich.