Es
ist ziemlich unwahrscheinlich, dass Sie wissen, wo Skive liegt. Selbst
für eingefleischte Dänemark-Urlauber dürfte die Provinzstadt
ein weißer Fleck sein, liegt sie doch abseits der Touristenströme
abgelegen an einem südlichen Zipfel des Limfjords in Jütland.
Kopenhagen und Århus, die Kreativzentren des Landes, sind weit.
Doch
in diesen Tagen liest man den Stadtnamen Skive häufiger. Denn
mit Macht - und potenter Unterstützung durch ihr Label - drängt
eine junge Band aus eben diesem Skive auf die internationalen Musikbühnen:
Dúné. Die Bandmitglieder sind keine zwanzig Jahre alt,
und doch spielen sie bereits seit 2001 zusammen. Mattias (Gesang),
Malte (Schlagzeug), Simon (Gitarre) und Cecilie (Synthesizer) zu den
ersten Mitgliedern der einstigen Schülerband, Piotrek (Bass),
Ole (Keyboard) und Danny (Gitarre) kamen bis 2003 hinzu.
In
der für eine Rockband ungewöhnlichen Besetzung als Septett
sammelten sie über Jahre Erfahrungen, die sie heute vergleichbaren
Bands voraus haben: sie absolvierten über zweihundert Auftritte
in Dänemark und Nordeuropa, widmeten sich dabei ganz ihrer Musik.
Vielleicht ist es gerade die Beschaulichkeit der Provinz, die es ihnen
ermöglichte, unbeeinflusst von Talentscouts, Plattenfirmen und
Castingshows als Band zusammen zu wachsen, zu reifen und aus der Quersumme
ihrer Vorbilder, die von Depeche Mode und The Cure bis Joy Division
und David Bowie, Blur und Muse reichen, einen eigenen Sound zu bilden.
Dem
jetzt veröffentlichte Debütalbum "We are in there,
you are out there" bescheinigte das dänische Musikmagazin
"Gaffa" beeindruckt, die Band strukturiere ihre Songs wie
sonst nur "gestandene Veteranen, die genau wissen, wie man sein
Publikum von den Sitzen reißt". Was also bereits bei Konzerten
funktioniert, soll nun auch mit der CD gelingen. Und so präsentiert
das Septett eine temporeiche, druckvolle und dabei bestechend einfache,
schnörkellose Show aus Indierock und elektronischer Verstärkung,
die sie selbst als "Indielectrock" verstanden wissen möchte
- warum auch nicht.
Und
auch, wenn man sich die eine oder andere Songidee noch etwas ausgereifter
wünschte, die eine oder andere Melodie noch etwas ausgeprägter,
so ist es gerade dieser Charme des Unverbrauchten, Unverfälschten,
der Dúné zu einer der interessantesten Neuentdeckungen
der sonst hauptsächlich von britischen Bands dominierten Szene
werden lässt.
Die
Prognosen für Dúné sind mehr als positiv. In einer
Art "Empfehlungsschreiben von "Music Export Denmark"
befand die Initiative schon 2005, Dúné hätten es
"trotz ihrer Jugend geschafft, ein stabiles Bandgefüge zu
errichten", nicht unbedingt für eine siebenköpfige
Gruppe im Teenie-Alter. Der Erfolg dürfte sie weiter zusammen
schweißen. Und auch die dänischen Kollegen von "Gaffa"
sind sich sicher, dass "We are in there, you are out there"
der "Startschuss für eine lange und großartige Karriere"
sei. Dann wird auch Skive nicht länger ein weißer Fleck
auf der Landkarte der Musikwelt sein.
©
Michael Frost, 05. Oktober 2007