Erstaunlicherweise gilt Hanne Boel im Ausland noch immer als Geheimtipp. Denn in ihrer dänischen Heimat ist sie eine der erfolgreichsten Sängerinnen überhaupt, und das bereits seit den 1980er Jahren, als sie mit der Soul/Funk-Bigband "Blast" erstmals in die Öffentlichkeit trat.
"Black wolf" (1988) war ihr Solo-Debüt, dem ein Dutzend weiterer Alben folgten, allesamt in englischer Sprache, und bei aller Nähe zum Jazz gilt sie doch als Pop-Interpretin, aber mit gehobenem Anspruch, vielleicht am ehesten mit ihrer norwegischen Kollegin Kari Bremnes vergleichbar.
Ein Album wie "I think it's going to rain" mag für eine populäre Künstlerin wie Hanne Boel also ein Wagnis sein. Denn im Unterschied zu allen vorigen Veröffentlichungen entschied sie sich diesmal für die konsequente Reduktion und spielte das Album fast ausschließlich mit dem Pianisten Carsten Dahl ein. Nur im Ausnahmefall wird das Duo Boel/Dahl von einem Streichertrio ergänzt.
Und noch etwas ist anders: Die Songwriterin Hanne Boel verzichtete weitgehend auf eigenes Material, sondern interpretiert Songs anderer Komponisten; Songs, zu denen sie einen persönlichen Bezug hat, und mit denen sie sich erstmals seit langer Zeit wieder konsequent als Jazz-Interpretin positioniert. "Routiniert" nannten Kritiker in Dänemark dieses Experiment, doch tatsächlich gelingt der Sängerin weit mehr.
Schon der Titelsong - es handelt sich dabei um ein Stück von Randy Newman - entfaltet eine sehr intime, dichte Atmosphäre, einen leisen Dialog zwischen Stimme und Flügel, den Boel und Dahl mit Liedern von Ricky Lee Jones ("On Saturday afternoons in 1963") , Lyle Lovett ("Moon on my shoulder") oder auch Nick Cave ("Into my arms") fortsetzen.
Es ist weniger der einzelne Song als der Gesamteindruck, der hier besticht. Das Konzept ihres Albums trägt, weil es allen Beteiligten gleichermaßen ermöglicht zu brillieren.