vorschau  SOPHIE ZELMANI
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Slowfood der Extraklasse


Bei Sophie Zelmani passiert alles zwischen den Zeilen. Zwischen den Zeilen, die sie singt, zwischen Tönen, die der Gitarre, dem Bass, dem Klavier, dem Schlagzeug entlockt werden. Alles ist so leise, so vorsichtig, so freundlich und unaufdringlich, dass man in manchen Momenten vergisst, dass der CD-Spieler überhaupt läuft.

Sophie Zelmani gehört nicht zu den Musikerinnen, die sich mit jedem Album neu erfinden. Die Schwedin, die mit Mann und Kind zurückgezogen auf einer kleinen Insel lebt, erhebt keinen Anspruch auf Experimente. Seit Jahren umgibt sie sich mit den selben Musikern, die ihre Ideen teilen und mit ihr umsetzen, seit Jahren, so klingt es, sitzt sie je nach Jahreszeit auf der heimischen Veranda oder vor dem wärmenden Kaminofen und probiert neue Lieder mit ihrer Gitarre, bis diese inzwischen unverwechselbare Stimmung aus Countryballade, Folk und Sonnenuntergang entsteht.

Videolink: Sophie Zelmani "To be forgiven" / youtube  

Ihre Lieder sind Slowfood der Extraklasse. Nichts, was man, wie es der Zeitgeist erfordert, hören kann, während man im Multitasking-Verfahren, also alles gleichzeitig erledigend, den Alltag bewältigt. Denn Sophie Zelmanis Auftrag ist es, uns aus eben diesem Alltag zu entführen, und das macht sie mit betörend sanftem Raunen, leise gezupfter Gitarre und einem Klavierspiel, bei dem eigentlich nur der Nachhall der Töne, nicht der Anschlag selbst, zu hören ist.

"I'm the rain" folgt erneut dieser Idee, und vielleicht ist es tatsächlich noch ein wenig melancholischer, noch ein wenig leiser, noch ein wenig verträumter als "The ocean and me" (2007) oder all die übrigen Alben, die dieser Veröffentlichung vorausgingen. Einzelne Lieder aus diesem Album hervorzuheben, würde ihr Konzept zerstören - bei aller Verwandtschaft zu Kolleginnen wie Emiliana Torrini ("Jungle drum") wird Sophie Zelmani vermutlich nie in den Single-Charts auftauchen. Man mag ihr, wie Kritiker dies vereinzelt tun, vorwerfen, dass ihre Alben ohne Höhepunkte seien - Tiefpunkte fehlen jedoch genauso.

Und so bleibt es die besondere, unverwechselbare Kunst von Sophie Zelmani, den stillen Zauber ihrer Lieder über eine gesamte Albumlänge zu tragen und dafür zu sorgen, dass wir für die Zeit der Hektik alles Gegenwärtigen entfliehen und uns einfach wegträumen können.

 

© Michael Frost, 06.03.2010

 


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