"Es
geht kein Weg zurück, was jetzt ist, wird nie mehr ungescheh'n"
- manche Textzeile der Vorab-Single "Kein Zurück" bleibt
hängen, ebenso der ausladende Melodiebogen, die wogenden Geigenläufe
- Wolfsheim hätten keinen besseren Titel finden können,
um sich nach vierjähriger Abstinenz wieder in den Gehörgängen
der überraschend großen Fangemeinde zurückzumelden.
Überraschend, viel das als Independent-Band gestartete Duo (Markus
Reinhardt, Peter Heppner) längst zu den Megasellern der Branche
gehört: 250.000 Exemplare des vorigen Albums "Spectators"
gingen seit 1999 über die Ladentische.
Dennoch
widerstanden Wolfsheim den Verlockungen der Branche und blieben ihrem
angestammten Label "Strange Ways" treu. Dort wiederum investiert
man einiges in die Vermarktung des Aushängeschilds, doch Absatzsorgen
muss man eigentlich keine haben:
Das
Publikum hat offenbar großen Nachholbedarf, wenn es um deutsche
Bands geht, die internationales Niveau anstreben - und auch erreichen.
In dieser Hinsicht sind Wolfsheim tatsächlich eine Seltenheit.
Das 1987 gegründete Duo profiliert sich mit einer bestechenden
Mischung aus Synthiebeats, Dancefloor und Düsterpop, singt abwechselnd
Deutsch und Englisch. Nach diesem Muster funktioniert auch "Casting
Shadows".
Peter
Heppners sphärischer und kantenlos hintergründiger Gesang
wird in wolkige Keyboard-Sounds, treibende Beats und flirrende Synthesizer
eingebettet, die manchmal etwas zu glatt daherkommen, um wirklich
mitzureißen, und etwas zu unterkühlt, um spürbare
Atmosphäre zu schaffen.
"Kein
Zurück" bleibt somit das Highlight des Albums, vielleicht
gefolgt von dem hypnotisierenden "In Time", mit dem Wolfsheim
unter Beweis stellen, dass sie großartige Klanglandschaften
auch ohne unterstützenden Gesang erschaffen können, oder
"Wundervoll", dem zweiten deutschsprachigen Titel, dessen
einschmeichelnder Refrain sich wiederum erfolgreich in den Gehörgang
setzt:
"wunderbar, wundervoll, und ich tanz einfach weiter ..."
©
Michael Frost, 12.04.2003