Wenn
es überhaupt noch eine Chance gab, dem Entertainment-Faktor von
Robbie Williams zu entgehen, dann ist sie spätestens jetzt, mit
"Swing when you're winning" dahin: Die "Take That"-Phase
ist lange vergessen, und nachdem die Teenager-Welt ihm seit Jahren zu
Füßen liegt, hat er es jetzt auf die Eltern abgesehen.
Die
in typischer Williams-Manier vor Selbstbewusstsein strotzenden Adaptionen
grandioser Klassiker des vergangenen Jahrhunderts, darunter Kurt Weills
und Bert Brechts "Mack the knife", "Somethin' stupid"
im Duett mit Nicole Kidman, Dean Martins "Ain't that a kick in
the head" und "They can't take it away from me" (Geore
und Ira Gershwin), allesamt überragend in Szene gesetzt mit einer
ganzen Heerschar von Musikern, allen voran das London Session Orchestra,
lassen überhaupt keinen Zweifel mehr aufkommen, dass hier im
Windschatten der Boygroup-Ära jemand über dieselbe weit
hinausgewachsen ist und praktisch über Nacht zu einem der größten
Entertainer überhaupt geworden ist.
Mit
breitem Grinsen und lässigem Augenzwinkern fegt "Swing when
you're winning" die versammelte Konkurrenz, die sich in den vergangenen
Jahren ziemlich vergeblich mühte, auch nur im entferntesten das
Niveau dieser swingenden Perlen der goldenen Ära um Cole Porter,
Louis Armstrong, Ella Fitzgerald, Dean Martin und die Gershwins zu
erreichen, hinweg.
Williams
hat alles, was man braucht, um Lieder wie "Mr. Bojangles"
singen zu können, ohne sich dabei als peinliche Kopie eines Sammy
Davis Jr. lächerlich zu machen - Robbie Williams findet zu all
diesen Titeln seinen eigenen Bezug, er verkörpert sie geradezu;
und wenn man es nicht besser wüsste, dann könnte man glauben,
sie wären speziell für ihn, den "biggest entertainer
alive", geschrieben worden.
Es
bleibt zwar eine Geschmacksfrage, ob man die Stimme Frank Sinatras
mit Computer-Hilfe quasi als posthumes Duett wiederauferstehen lassen
darf (so geschehen für "It was a very good year"),
und wir wissen auch nicht, wie Bert Brecht seinen swingenden Macky
Messer gefunden hätte, aber um derlei Kleinigkeiten hat Williams
sich wahrlich noch nie geschert, und gerade die unbekümmerte
Hemmungslosigkeit, mit der er sich die Lieder praktisch auf den Leib
geschneidert hat, ist wahrscheinlich einer der größten
Pluspunkte auf seiner nach oben hin offenen Charisma-Skala.
Ein
Sinatra-Titel ist auch "Well did you evah" (hier im Duett
mit Williams und Jon Lovitz) aus dem Cole Porter-Filmmusical "High
society". Angesichts der Verve, mit der Williams sich diesen
Song - wie auch die anderen - zu eigen macht, wünscht man sich
fast eine Neuverfilmung des Filmklassikers der 50er Jahre (damals
mit Sinatra, Grace Kelly, Bing Crosby und Louis Armstrong).
Robbie
Williams drängt sich geradezu auf - gemäß dem Titel
des Album-Openers, der einzigen Neukomposition auf "Swing when
you're winning": I will talk and Hollywood will listen.
Daran kann überhaupt kein Zweifel bestehen.
Michael
Frost / 22.12.2001