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Der richtige Ansatz
Gast-Beitrag von Rainer Molz


Sie ist eine der musikalischen Aushängeschilder des Saarlandes in Sachen Fusion, Rock und Jazz, und das nicht nur national. Gerade international hat sie sich über viele Jahre einen perfekten Ruf erspielt. Susan Weinert - Gitarristin, Keyboarderin und Komponistin.

Seit Gründung der Susan Weinert Band 1985 arbeitet das außergewöhnliche Trio unermüdlich an ihrer musikalischen Sprache. 1992 landeten sie mit ihrem Debütwerk "Mysterious Stones" auf Anhieb einen Volltreffer, der bis heute nachwirkt. Sicherlich ist der Bekanntheitsgrad der Formation auch auf ihre regen Touraktionen zurückzuführen. Viele tausend Kilometer liegen bereits hinter ihnen, darunter Konzerte in ganz Europa und Übersee.

Nun, nach knapp zwanzig Jahren im Geschäft, war es so langsam an der Zeit, sicherlich auch ein lang gehegter Wunsch, endlich mal eine Produktion abzuliefern, die sich im wesentlichen auf vokale Songs stützt.
Bis dato boten die letzten sechs Alben der Susan Weinert Band - Susan Weinert (Guitar, Keyboards), Martin Weinert (Bass) und Hardy Fischötter (Drums) - eine kompakte Mischung aus Jazz, Rock und Fusion. Hier und da sicherlich mal ein vokaler Ausflug, doch das Hauptaugenmerk lag essentiell im akustischen Bereich.
Die Schülerin von Mike Stern und John Abercrombie, u.a. auch Gastmusikerin bei "Steps Ahead", ist auf ganzer Linie eine Verfechterin von Einheitskonfektionsware. Sie und ihre Mannen spielen mit den unbegrenzten Möglichkeiten ihrer Instrumente und zaubern immer wieder kreative, abwechslungsreiche Songkreationen auf den Plattenteller.

"Running Out Of Time" lässt die komplette Palette ihres kreativen und phantasievollen Schaffens erklingen. Der neu in den Bund des Trios gerutscht vierte Mann, Vokalist Francesco Cottone, kleidet mit ausdrucksstarker Stimme und verspielten Improvisationen das aktuelle Album in ein frisches und sehr überraschendes Kostüm. Ein für die Susan Weinert Band durchaus spannender Flug in eine neue Dimension.

Bereits die ersten Takte lassen erahnen, dass sich die Vier bis ins kleinste Detail mit den neuen Songs auseinander gesetzt haben.
Perfektionismus hoch zehn, Erfindungsreichtum hoch zwanzig, Abwechslung hoch dreißig - das komplette Werk ist durchkomponiert und ausarrangiert bis zum Höhepunkt.
Sphärische Klangstrukturen, präzise Gitarrensoli, perfekt getimtes Schlagzeug, treibender, charakteristischer Bass, plus experimentierfreudiger Gesang.
Die Aussagekraft der Songs erinnert an Art-Rock Bands vergangener Tage, wie Genesis mit Peter Gabriel und Marillion mit Fish am Gesang, etwas David Bowie, etwas Steely Dan, etwas Sting.
Fusion und Rock perfekt vereint "Change", mit einer feinen Brise Jazz gewürzt "Running Out Of Time" und zusammen finessenreich gemixt "They Only Come Out At Night" - "Running Out Of Time".

Gerade der Rookie im Profigeschäft Francesco Cottone lässt nichts anbrennen. Er verpasst den Songs mit seinen Gesangsinterpretationen den richtigen Schliff. Ausdrucksstark, kraftvoll, galant und bildreich legt sich seine Stimme auf jede einzelne Note. Charakterstark, aber auch mal abgefahren und balladesk, wie das mit Vocal-Overdubs angereicherte ruhige Stück "Sooner".

Angesprochen auf die Stimmungslage, die sich nach hören des Albums "Running Out Of Time" einstellt, wird der ein oder andere sicherlich erst einmal durchpusten bevor klare Gedanken wieder Boden unter die Füße bekommen.
Dann wird er oder sie bestimmt von Kopfmusik sprechen, also von Songs, mit denen man sich einfach beschäftigen muss. Stücke, die sich nicht ohne weiteres im Hirn festsetzen. Das mag der richtige Ansatz sein.

"Running Out Of Time" ist definitiv Geschmackssache. Doch jeder, der ein Fable hat für Fusion-, Jazz- und Art-Rock Musik, wird begeistert sein.

"Susan Weinert Band - Running Out Of Time"
Tough Tone Records/Q-rious Music
ist ein Gast-Beitrag von Rainer Molz.
© Rainer Molz, April 2005

 


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