Als
Sängerin der spanischen Popgruppe Mecano ("Hijo de la luna",
"Una rosa es una rosa") wurde Ana Torroja in ihrer Heimat
und vor allem auch in Italien berühmt. Doch auch in Deutschland
waren die eingängigen und leichten Popsongs von Mecano so erfolgreich
wie nur wenige andere spanischsprachigen Interpreten.
Gerade
hat Ana Torroja schon ihr drittes Solo-Album veröffentlicht:
"Frágil", "Zerbrechlich", was eigentlich
schon die perfekte Beschreibung ihrer samtweichen Stimme ist, die
wohl nie richtig laut oder gar aggressiv werden kann. Und wer bei
spanischer Musik überschäumendes mediterranes Temperament
erwartet, der wird von Ana Torrojas introvertierter Melancholie überrascht
- vielleicht auch enttäuscht - sein. Aber Klischees sind da,
um überwunden zu werden, und so gesehen öffnet sich der
Blick, bzw. das Ohr für ein Album aus verträumter Melancholie,
aufkeimender Freude und sanft wogenden Melodien - kein Zweifel: Ein
Album wie der erste Sonnenstrahl im noch zerbrechlichen Frühling,
wärmend, aber harmlos, eine zarte Brise.
Ana
Torroja bedient sich auf "Frágil" vorsichtiger elektronischer
Unterstützung, die sie mit ihrem Produzenten Eric Mouquet (Deep
Forest) entwickelte, doch - auch dies ein aktueller Trend - sie kontrastiert
die digitalen Klänge mit betont akustischen Instrumentierungen,
Flamencogitarre etwa oder ausgefeilten Streichersätzen, die Simon
Hale arrangierte, der u.a. mit Oasis, Björk und Jamiroquai arbeitete.
Um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen: Mit deren Musik hat
Ana Torroja ansonsten gar nichts gemein. Streicher wie Elektrosounds
werden benötigt, um dem seicht dahinfließenden Easy Listening-Charakter
die fehlende Tiefe zu verleihen, den dringend benötigten Kontrast
zur Weichheit ihrer Stimme, sprich: die Reibungsfläche, die der
Zuhörer benötigt, um in der zwar schönen, aber eben
gleichförmig schönen Musik überhaupt Halt zu finden.
Eine
wirkliche Überraschung hält Ana Torroja dann allerdings
zum Abschluss parat: Das Songintro kommt einem doch irgendwie bekannt
vor ? Und richtig: "Wish you were here", der Pink Floyd-Klassiker,
aller Ecken und Kanten beraubt. Ana Torroja verwandelt den Grundton
des Songs, der im Original aus Verzweiflung und Verlassenheit besteht,
in süßlich säuselnden Ambientpop, der sich zwar in
ihr Gesamtkonzept fügt, aber dem Lied die Luft zum Atmen nimmt.
Das wahrhaft Fragile an der Musik Ana Torrojas ist somit der schmale
Grat, auf dem sie zwischen wohliger Romantik und banalem Kitsch balanciert
- und leider einmal zu oft den Halt verliert.
©
Michael Frost, 25.03.2003