Gitarre,
Banjo, Geige und Melodica bilden ein Dickicht. Undurchdringlich, in
satten Klangfarben, süßlich und gefährlich. Zwei Stimmen,
die eins sind. "This one goes out to the one I love" (im Original
von REM). Dann der zutiefst berührende Refrain: "Fire".
Nur ein Wort, endlos gedehnt, im Chor beschworen. Rosie Thomas und Sufjan
Stevens singen das Wort, als ob ihr Leben davon abhinge, traurig und
wunderschön, indem sie ihre Stimmen mehrfach übereinander
legten.
Sufjan
Stevens ist schon jetzt einer der neuen Lieblinge des Musikfeuilletons.
Er und Denison Witmer spielten die Songs für Rosie Thomas' Album
ein, kaum dass die Songwriterin ihre Denkarbeit beendet hatte. Und
so entstand "These friends of mine" einerseits als Gemeinschaftswerk,
andererseits in direkter, natürlicher Atmosphäre.
Probst
du noch oder nimmst du schon auf? Die Grenze ist kaum auszumachen.
Mit ihrer an Weihnachten erinnernden Stimme hat Rosie Thomas alle
Songs im Griff, die schrummelnde Gitarre, manchmal von anderen Instrumenten
unterstützt - und manchmal nicht. Es klingt nach Zufall, kaum
anzunehmen, dass man die Aufnahmesession Eins zu Eins wiederholen
könnte.
Folglich
ist "These friends of mine" das Dokument eines wohl einzigartigen,
authentischen Moments, ein Songwriter-Album der Extraklasse - magisch
und zum Träumen schön; feierlich und friedvoll; melancholisch,
doch niemals kitschig - trotz hauchzarter Poesie.
Besonders
hinreißend: Rosie Thomas singt Fleetwood Macs "Songbird".
Merkwürdig, schon bei den vorigen Liedern hatte man gelegentlich
an Stevie Nicks und Christine McVie denken müssen (Rosie Thomas
ist eine Essenz aus beiden), und ihre gemeinsam mit Denison Witmer
entwickelte Version hebt die ganze kristalline Schönheit des
Songs hervor.
Das
Dickicht hat sich gelichtet, und übrig bleibt eine zauberhafte
Entdeckung: Rosie Thomas. "These friends of mine", gleichermaßen
auf ihre Songs wie ihre Mitstreiter zu beziehen, zählen inzwischen
auch zu meinen bevorzugten Freunden im heimischen CD-Spieler.
©
Michael Frost, 18.03.2007