Das
Vereinigte Königreich ist weithin als Schatztruhe des Brit-Pop
bekannt. Aber wie sieht es auf der Insel mit Hip-Hop, der Musik aus
den schwarzen Ghettos der USA aus? Spätestens seit dem famosen
Mike Skinner und seinem Projekt "The Streets" müsste
auch dem letzten Ungläubigen ein Licht aufgegangen sein, dass
diese musikalische Subkultur in England ebenfalls ihre Blüten
treibt.
Nun
schickt sich ein 20-jähriger Milchbubi an, es dem guten Mike
gleichzutun. Sein Name: Jamie T.
Im
Unterschied zu den "Streets" erweitert er den musikalischen
Radius noch um 180 Grad. "It's cool man", fällt es
einem spätestens beim dritten Song wie Schuppen von den Augen,
wenn man Jamie T. beim Rappen zuhört. Mit schnoddrigem Cockney-Slang
labert der Jungspund mit der Ader für alles Eigenwillige und
Schräge auf seinem Debüt "Panic Prevention" wie
ihm der Schnabel gewachsen ist. Der 20-jährige aus dem Londoner
Vorort Wimbledon, der ungewöhnlich für einen Rapper, auch
schon mal die akustische Gitarre auspackt, nimmt in seinen Texten
kein Blatt vor den Mund.
Er
nimmt den Zuhörer mit in die alkoholgeschwängerte Welt britischer
Vorstädte, in denen Schlägereien und Suff gepaart mit jugendlichem
Übermut den Stoff für so manches Lied abgeben. Obendrein
verwurstelt das englische Pendant zu Beck in seinem unorthodoxen Musikstil
so ziemlich alles, was ihm in die Finger kommt von Punk über
Reggae bis hin zu Ska, Hip Hop und Pop. Verbunden sind die Songs mit
kleinen Dialogen, in denen Jamie mit einigen Freunden herumalbert.
Dies verleiht der großartigen Scheibe den Charakter eines Mixtapes.
Da
bewahrheitet sich doch mal wieder die altbekannte Weisheit: England
ist immer für eine Überraschung gut!
Anspieltipps:
"Sheila", "Brand New Bass Guitar", "Salvador".
"Panic
prevention" Jamie T. (Labels/EMI)
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, März 2007
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