Seit
Jahren beleben skandinavische Musiker immer wieder die internationale
Jazz-Szene. Das "Esbjörn Svensson Trio" reiht sich
in die Linie nordischer Jazz-Stars wie Jan Johansson und Nils Landgren
nahtlos ein. Die skandinavischen Hauptstädte sind berühmt
für ihre lebendige Musikszene, die "Jazz made in Scandinavia"
fast zum Markenprodukt werden ließ.
Das
besondere am Jazz aus dem Norden ist dabei vermutlich, dass es seinen
Vertreterinnen und Vertretern immer wieder auf bemerkenswerte Art
gelingt, traditionelle Folk-Elemente in die Musik einzubinden, oft
ganz unprätenziös, manchmal natürlich, wie im Falle
der Zusammenarbeit von Jan Garbarek mit der Sami-Sängerin Mari
Boine, ganz offensichtlich.
Esbjörn
Svensson (Klavier), Magnus Öström (Schlagzeug) und Dan Berglund
(Gitarre) basteln mit ihren Instrumenten eine besondere Klangwelt.
In ihre zwar melodische, nicht aber banale Variation des Jazz fließen
Rock-Elemente und aktuelle Breakeats und Computersamples ein - hier
ein wenig Trance, dort eine Spur von Techno, aber alles unter dem
Gesichtspunkt eines roten Fadens, der dem Album den rechten Rahmen
gibt und vor allem durch die Neugier des Trios gespeist wird:
Alle
drei nämlich scheinen die Musik, die sie privat hören, in
ihre Produktionen mit einfließen zu lassen, und nicht von ungefähr
bedanken sie sich im Booklet zu "Good morning Susie Soho"
u.a. bei Stravinskij, Pearl Jam und Astor Piazzolla, womit der musikalische
Horizont des Albums womöglich ausreichend beschrieben wäre,
abseits sicherlich der direkten Einflüsse, die andere Jazz-Pianisten
wie etwa Keith Jarrett sicher auch auf bei Esbjörn Svensson nicht
spurlos vorübergegangen sind.
"Good
morning Susie Soho" wird sicherlich auch ein Publikum erreichen,
dass mit Jazz sonst nicht so viel anzufangen weiß, da es über
genügend Anleihen verfügt, die der aktuellen Rock- und Danceszene
entnommen wurden. Letztlich stellt das Esbjörn Svensson Trio
damit auch unter Beweis, dass der Jazz lange nicht am Ende seiner
Möglichkeiten ist, schon gar nicht ein Relikt der Vergangenheit,
sondern eine sich beständig erneuernde Bereichung der Kulturszene
- und das nicht nur in Stockholm, Oslo, Kopenhagen oder Rejkjavik.
MF
/ 24. Februar 2001
Foto: esbjornsvenssontrio.com
Eine interessante Rezension dieses Albums finden Sie auch unter
www.jazz-ost-west.de