Suchen nach:
In Partnerschaft mit Amazon.de

In die Mangel genommen

 

In Zeiten, in denen der Produzent eines Albums als dessen heimlicher Star gilt und der makellos "performte" Song über der Persönlichkeit des Interpreten steht, gilt "Lo-Fi" vielen Musikfans gleichermaßen als Oase und Qualitätsmerkmal. Mag sein, dass Ambrus Tövisházi als Ungar darüber hinaus ein wenig die Sentimentalität eines Landes formuliert, das seit 1990 erhebliche Umwälzungen erlebte und, obwohl schon während des Kalten Kriegs das am westlichsten orientierte Ostblockland, sicherlich noch nicht am Ende seines Anpassungsprozesses angekommen ist.

Tövisházi nennt sich seit geraumer Zeit Eric Sumo, veröffentlichte unter diesem Namen mit seiner Band das Album "My rocky mountain" und legt nun "The trouble soup" nach.

Dass die Eric Sumo Band ein fulminantes Liveensemble sein muss, spürt man gleich mit dem ersten Stück "Loose parts". Ihren rasanten Spielwitz und die lauthalse Ironie hört man anschließend mit "Secon", das französisch klingt, den Klang der Sprache jedoch nur nachahmt - ohne dabei auch nur eine einzige Sinn ergebende Zeile zu produzieren. Ähnlich fragwürdig ist wohl der Zusammenhang zwischen dem irrwitzigen "you never been my friend" und Hercule Poirot - doch genau diesen Bezug stellt Sumo her: "Dieses Mysterium, das einen Mord umgibt, findet sich in dem Song wieder".

So wird die Welt von Fernsehserien, Werbejingles und bürgerlicher Hochkultur in jeder Weise kräftig in die Mangel genommen und mit psychedelischem 60s-Pop, Afrobeat, glamouröser Chansonattitüde, japanischen Folklore (der Titelsong) und funkelnder Discokugel vollkommen unbekümmert gemixt und man versteht: Die durchgeknallten Zutaten der "Trouble soup" bestehen aus dem düsteren Timbre von Siouxsie and the Banshees, der Offenherzigkeit der Scissor Sisters und dem grellbunten Pop von Pizzicato Five.

Der Charme der Eric Sumo Band ist absolut umwerfend und sollte auch das Ausland mühelos im Sturm erobern.

Videolink: Eric Sumo Band "Disco in my head" / youtube
 

© Michael Frost, 21.02.2010


[Archiv] [Up]