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Ein Spiel mit
vielen Formen

von Hans Happel

 

Kaffee muss etwas mit dieser Musik zu tun haben oder mit diesen Musikern, denn das Geräuschschnipsel, das dem Eingangsstück vorausgeht, heißt „Switch on the Coffee-Machine“, und dann spielen die drei, die sich „S:U:M“ nennen, einen Titel von Steve Kuhn, jenem New Yorker Pianisten, der – von Bill Evans beeinflusst – einen „Stil zwischen den Stilen“ ( Reclam-Jazz-Lexikon) entwickelt hat: Ein Stil zwischen den Stilen – das trifft auch auf die drei Hamburger zu, die ihrer klassischen Jazz-Trio-Formation den ziemlich großen Namen „S:U:M“ gegeben haben, als wollten sie die Summe zwischen den Stilen des Trio-Spiels verkörpern.

Mit Hilfe mehrerer Kaffeepausen, die sie neudeutsch „Coffeebreak Interludes“ nennen, raffen sie sich zu einem eleganten, federndem Stil auf, in dem rhythmischer Fluss, parlierendes Piano und furios fingerfertiger Bass eine souveräne Einheit bilden, ein musikalisches Geschehen, in dem elegisch-lyrische Klangbögen neben anhaltenden Ostinati stehen, die leisen neben den wilden Partien, ohne dass die Musik jemals angestrengt oder konstruiert wirken würde.

Im Gegenteil: Der Pianist Sigi Dresen, der Bassmann Arnd Geise und Drummer Niels-Henrik Heinsohn verstehen sich darauf, im ebenso weichen wie präzisen Zusammenspiel aus ihren Vorlagen – „Feel“ von Robbie Williams oder „Nights in white Satin“ von den Moody Blues – kleine Jazz-Suiten zu machen.

Sie dekonstruieren nicht, sie führen facettenreich und in einem jederzeit durchsichtigen Klangbild vor, was in diesen Ohrwürmern stecken kann, wenn sie nicht zu Gefühlsschmalz verdickt werden. Da sei der Kaffee vor, der die Musiker – alle langjährige Virtuosen, die mit zahlreichen Jazz-Größen gearbeitet haben – offensichtlich und hörbar auf Hochtouren bringt. „S:U:M“ verkörpern gewiss nicht die Summe der gegenwärtigen Jazz-Piano-Musik, sie verweigern sich allen Experimenten, sie gehen kein Risiko ein, aber der Schönklang, den sie entwickeln, diese besondere, leicht distinguierte Hamburger Eleganz, das lässige Changieren zwischen wilden rockenden Hochdruck- und leisen, akurat swingenden Jazz-Partien macht ihnen so schnell keiner nach.

Es ist ein Spiel mit vielfältigen Formen und einem „flow“ als rhythmischem Unterboden, der die eigenen Kompositionen ebenso prägt wie die Evergreens, die sie mit ihrem kühlen Charme und ihrem fein austarierten Ton zu künftigen Standards des Jazz-Spiels machen. „S:U:M“, das ist ein Trio von internationalem Format, das zwar keine Experimente wagt, das aber mit allen musikalischen Wassern gewaschen ist, dabei viel zu gut, um im Kaffeehaus die Hintergrundmusik abzugeben, aber auch zum Kaffee kann genossen werden, was die drei anbieten: den Klang der klassischen Zeiten des Jazz-Trios, hier als Feelgood-Musik, frisch geputzt, freundlich und hell.

© Hans Happel, 26. März 2009

 


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