Wer
hätte das gedacht: Das wohl ungewöhnlichste Musikprojekt
dieses Jahres, es kommt von einer kleinen, aber feinen Band aus Düsseldorf.
Ihr Name: "Subterfuge". Die vier Jungs, gern gesehene Gäste
im Kronacher Jugend- und Kulturzentrum "Struwwelpeter",
haben es anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens doch glatt
geschafft, die halbe deutsche Indiemusikszene zu versammeln - von
skurrilen Typen wie "Hack Mack Johnson" bis hin zu Megabands
wie "Liquido" -, die den Songs ihres ersten Albums "Fabulous"
aus dem Jahre 1993 ein neues Soundkleid verpassen. Ein modernes Musikmärchen
- es wurde war.
Und
wie jedes Märchen, beginnt auch dieses mit der altvertrauten
Weisheit: Es war einmal... In diesem Fall - wie könnte es beim
"Struwwelpeter" anders sein - waren es einmal vier junge
Zappelphilippe, die wollten nicht still sitzen bleiben. Und so mussten
die Gitarrenschrubber von der Wupper, wie die Jungs ob entfernter
Bezüge zur Stadt Wuppertal damals fälschlicherweise genannt
wurden, trotz ihrer fundierten Popausbildung im "Struwwelpeter"
- nein nicht nur dort - herrlich melodiösen Krach machen. Punkpop
nennt man so was. Das Resultat: Ihr erstes Album "Fabulous",
mit vierzehn herrlich-flotten Songs, hinter deren rauer Schale sich
ein weicher Kern verbarg.
"Subterfuge"
spielten punkig-durchgeknallt und geradlinig rockig. Ihre Songs klangen
zornig und aufwühlend, getragen von dem Gefühl jugendlichen
Aufbegehrens und der Tugend jugendlicher Frische. Klaro, dass Punkchartbuster's
Finest, Wolverine Reords, damals zu ihrer Heimstatt wurde. Doch "Subterfuge"
waren anders als viele ihrer Labelkollegen. Durch ihre Songs zog oft
ein Hauch von Melancholie und Wehmut und ihre Refrains hatten den
melodiösen Faktor, den man für gewöhnlich im Pop findet.
Die Gene, um zur famosen Popband zu mutieren, waren den Jungs aus
der Altbier- und Tote-Hosen-Stadt in die Wiege gelegt. Aus Düsseldorf
kommt eben nicht nur krachig-kratziger Punkrock, sondern auch edelster
Gitarrenpop - wer ihr vergangenes Werk "I Do Birds" gehört
hat, weiß einen Roman davon zu erzählen.
Nun
hat sich eine illustre Musikantenschar daran gemacht, die Rohdiamanten
ihres ersten Albums abzuschleifen und zum Funkeln zu bringen. Jeder
Song wurde zweimal bearbeitet. In der Abfolge des Originals belassen,
entstanden somit zwei Versionen der "Fabulous"-CD, auf der
die Edelsteine aus dem Hause "Subterfuge" immer wieder anders,
immer wieder neu funkeln. Liegen schon zwischen den Originalen und
den Covers Welten, so sind auch viele der Coverversionen - trotz des
selben Ausgangsmaterials - meilenweit von einander entfernt.
Die
Punker von "Oiro" potenzieren die Punk-Power des Originals
um ein Vielfaches, während "Paula" ein liebliches Synthiepopstück
aus dem Original weben. Was auffällt, ist ein gewisser Grundtenor,
der sich trotz mancher Unterschiede wie ein roter Faden durch viele
der Songs zieht. Ob "Readymade", "Miles", "Slut"
oder "Soul's Off Fire", ob Groove, Rock oder Pop - die Bands
und Interpreten lassen die schöngeistige, melodiöse und
melancholische Seite von "Subterfuge" in den höchsten
Tönen aufleben, zeigen dass "Subterfuge" im Grunde
genommen schon immer eine Popband waren.
Ja
selbst eine Jazzversion ("Perch" von Phillipp van Endert),
bei der man so richtig relaxen kann, hat seine Berechtigung im musikalischen
Kosmos der Coverversionen. Ein berauschend schönes Konzeptalbum
mit 24 leuchtenden Pop-, Rock-, Elektro- und Jazzperlen funkelt auf
dem CD-Player, das sich mit Fug und Recht "fabulous - sagenhaft"
nennen darf. Die CD ist bei Supermodern erschienen und in jedem gutsortierten
Plattenladen erhältlich.
"Subterfuge:
Fabulous"
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, November 2003
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