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Minimalistische Strenge
Gast-Kritik von Hans Happel


Er hat einen unverwechselbar eigenen Stil entwickelt: Der bretonische Pianist Didier Squiban ist auf der Suche nach einer Schönheit, die einfache - traditioneller Volksmusik entlehnte - Melodien mit ebenso einfachen Rhythmen verbindet und dies in ein Klangbild bettet, in dem Melancholie sich auf Harmonie reimt.

Nach seiner jahrelangen Beschäftigung mit dem musikalischen Erbe der bretonischen Barden (zuletzt: "Molène", Warner Jazz 2001) hat er sich jetzt - angeregt durch eine lange Asien-Tournee - global orientiert. Aber er ist klug genug, daraus keine beliebige Weltmusik-Collage zu machen. Die neue CD BALLADES will eine musikalische "Bummelei" sein, ein langer Weg über Marokko, Kambodscha, China, Vietnam, und über die keltischen Länder Irland und Schottland zurück in die Heimat.

Trotz aller fremder Einflüsse bleibt Squiban seinen typischen Klangfarben treu: Ein spiritueller und meditativer Charakter prägt die neun Balladen - alles Eigenkompositionen - , deren lyrische Sprache dem frühen Keith Jarrett nähersteht als John Coltrane, auf den sich Squiban ausdrücklich beruft.

Sein Klavierspiel erinnert in seiner Strenge und Klarheit an den Pianisten Joshua Rifkin, der 1970 die klassischen Rags von Scott Joplin so einspielte, als handle es sich um die Preludes von Chopin, - ein Komponist, auf den sich Squiban ebenfalls bezieht. Es ist Squibans trockener Stil, der die Gefühligkeit in engen Grenzen hält und verhindert, dass die eingängige Schönheit seiner musikalischen Sprache sich in seichtem Schmelz verliert. Denn angenehm ohrwürmig sind Squibans Melodien allemal, und die Helligkeit dieser Weltschmerz haltigen Musik wird erkauft mit konventionellen Mustern, die stets etwas Formelhaftes enthalten.

Hoffen wir, dass dieser sensible Komponist und Pianist seine Arbeit nicht an ein musikalisches Design verschenkt, in dem die Musik zur bloßen Illustration schöner Herbstbilder wird, was die Fotos im Booklet nahelegen: Hier dominiert die Idylle am Wasser: Aufnahmen von überwucherten Tümpeln zwischen Wiesengras und Sakralgestein bis zum Abendhimmel am Meer.

Glücklicherweise sind diese "Balladen" bei aller Sanftheit keineswegs kitschig. Die minimalistische Strenge in Form und Spiel rettet sie vor den Untiefen der Schönheit, auf deren Spuren der Romantiker Didier Squiban beharrlich und konsequent von der bretonischen Heimat durch die Welt und zurück reist.

"Didier Squiban: Ballades" ist ein Beitrag
von Hans Happel.
© Hans Happel, September 2003.
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