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Jedes Leben zählt gleich

 

Seit 1999 findet im "Hippodrome" von Longchamp an zwei aufeinander folgenden Sommerabenden das jährliche Festival "Solidays" statt, bei dem sich französische und internationale Stars in den Dienst der AIDS-Aufklärung und Solidarität mit Infizierten und Erkrankten stellen. Bereits im ersten Jahr kamen 80.000 Zuschauer und ca. 200 Künstler.

Im zweiten Jahr wurde das Festival von einem Album der wichtigsten beteiligten Künstler begleitet. "Solidays - L'Album" ist ein Charity-Album im klassischen Sinne, das unterschiedlichste Musiker zusammenbringt und ihre jeweiligen Stile zu einer gemeinsamen Botschaft vereint: Solidarität mit den Opfern von AIDS und die Unterstützung von Kampagnen zur Aufklärung, vor allem in den überproportional betroffenen Ländern Afrikas, wo die Zahl der Infizierten kaum vorstellbare Ausmaße angenommen hat. Allein in Südafrika, so schätzt man, ist mittlerweile jede/r fünfte Einwohner/in mit dem HI-Virus infiziert.

Bei kaum einer anderen Kampagne der letzten Jahre ist der Einsatz von Künstlern so beachtlich und wichtig wie bei der AIDS-Aufklärung. Kaum auszudenken, wie wenig die internationale Gemeinschaft ohne den fortwährenden Einsatz von Musikern, Schauspielern und Entertainern von den Ausmaßen der Krankheit erfahren würde - bzw. wie groß auch das Ausmaß ihrer Stigmatisierung wäre.

"Solidays - L'album", in Deutschland leider nur als Import zu beziehen, ist jedoch nicht allein wegen des Musiker-Engagements eine Empfehlung, sondern auch wegen des künstlerischen Anspruchs. Jean-Louis Aubert und Patrick Bruel etwa glänzen mit einer französischen Fassung von Bruce Springsteens Film-Song "Philadelphia", die drei algerisch-stämmigen Stars Faudel, Khaled und Rachid Taha präsentieren ihre Version von Sinatras unverwüstlichem "My way". Außerdem gibt es Soul, Funk und Disco und natürlich einige Chansons.

Herausragend auch die Leistungen der israelischen Sängerin Noa ("I don't know" im Duett mit Florent Pagny) und das Gipfeltreffen der Reibeisenstimmen Johnny Hallyday und Zucchero, die zu "Mama (Salvami l'anima)" in Höchstform krächzen.

Die größte Überraschung allerdings bildet eine deutsche Sängerin: Ute Lemper. Sie schmettert mit Wucht und den korsischen Ethno-Poppern "I Muvrini" eine mehrsprachige Fassung von Jacques Brels Hymne "Amsterdam" - ebenso unkonventionell wie charmant.

Insgesamt folgt "Solidays" den großen Charity-Vorbildern wie "World Aid". Der Auftaktsong "Qui sait ?" bildet den Rahmen für die weiteren Aufnahmen, indem er eine illustre Schar der französischen und internationalen Musikszene vereint, darunter Youssou N'Dour, Peter Gabriel, Zucchero, Faudel und Lokua Kanza.

"Erinnere mich", heißt es in dem Text, "erinnere mich, dass jedes Leben gleich zählt." Ein beinahe banaler Satz, fast ein wenig kitschig. Dennoch gibt er keinesfalls die Realität wieder. Gleichheit ist eine Vision, und deshalb bedarf es weiterer "Solidays".

 

© Michael Frost, 30.11. 2002

Titel-Liste

01. Qui sait ? (Anggun, Patrick Bruel, Stephan Eicher, Faudel, Peter Gabriel, Lââm, Lokua Kanza, Youssou N'Dour, Nourith, Axelle Red, Zucchero)
02. Les rues de Philadelphie (Jean-Louis Aubert, Patrick Bruel)
03. Somebody else's guy (Lââm, Suber, Ophélie Winter)
04. Proud Mary (Jean-Jacques Goldman, Michael Jones, Gérald de Palmas)
05. Tel père, tel fils (-M-, Louis Chédid)
06. I don't know (Florent Pagny, Noa)
07. Mama (Johnny Hallyday, Zucchero)
08. Amsterdam (Ute Lemper, I Muvrini)
09. Sympathy for the devil (Louis Bertignac, Paul Personne)
10. One, two (K-Mel, Mangu)
11. Le poinçonneur des lilas (Dany Brillant)
12. Comme d'habitude (Faudel, Khaled, Rachid Taha)
13. Là-bas (Renaud Hantson, Nourith)
14. Twist and shout (Matmatah)