.

 

 

 

 

 

 

 

Suchen nach:
In Partnerschaft mit Amazon.de

Kabinettstücke
eines Eigenbrötlers

Gast-Kritik von Hans Happel


Noch ist er ein Geheimtipp: Der Bremer Musiker Uli Sobotta, im Verbund mit dem Lyriker und Radiomacher Michael Augustin seit längerem als Duo "Ach&Krach" unterwegs, geht auf mehreren CDs auch seine eigenen Wege.

Ende letzten Jahres hat Uli Sobotta in eigener Sache "Blue Fish blue" veröffentlicht. Schon die Gestaltung des CD-Covers verrät den Minimalisten und Puristen: Blaue Schrift auf gelbem Grund, auf der Frontseite ein mit knappem Strich gezeichneter blauer Fisch in hellblauem Wasser, die strenge Einfachheit entspricht einem Songtitel: "Blue & Yellow - beach behind".

Uli Sobotta beherrscht diverse Saiten- und Blasinstrumente, die er immer bei sich hat, wenn er Michael Augustins literarische Miniaturen mit feinen musikalischen Kommentaren begleitet. Er bevorzugt eine "Backpacker-Guitar", eine "Wandergitarre" mit extrem schmalen Korpus, daneben das bauchige Euphonium, ein Bariton-Horn, und neben dem klassischen Didgeridoo ein "Didgeribone", eine erst kürzlich in Australien entwickelte Kreuzung aus Didgeridoo und Posaune (Trombone), ein Instrument aus Plastik, auf dem der Grundton varriiert werden kann.

"Blue Fish blue" heißt natürlich auch ein Song dieser CD, in dem Uli Sobotta schon mit der ersten Zeile von seinen Wurzeln spricht: "tumblin` through muddy waters...". "Blue Fish blue" klingt, als habe der Sänger den Blues auf seine Essenz reduziert, so summt er ihn - zu einem sparsam gezupften Riff - mit gequetschter Stimme, bis er einen Text drauf legt: "Blue Fish/ eternal sceptic".

Die 12 Songs und Instrumentals - teilweise im Overdub-Verfahren aufgenommen - sind Kabinettstücke eines Eigenbrötlers, eines ebenso spröden wie gewitzten musikalischen Tüftlers, der mit wenigen Mitteln wahre Leckerbissen serviert. Aber Sobottas Kleinstkunstwerke sind nicht eingängig, sie verlangen genaues Hinhören, sie fordern Aufmerksamkeit.

Wer sich Zeit nimmt und wirklich auf sie einläßt, der wird belohnt mit einer Musik, die so streng, so einfach und reduziert auftritt, als sei sie die Schwesterkunst der "arte povera". Und in dieser Durchsichtigkeit entwickelt sie ihren Reichtum und ihren Witz. Sobottas Texte sind präzise verspielte Sprachkunstwerke im Geiste Ernst Jandl, teils deutsch, teils englisch oder gemischt.

Da rutschen die Silbenverdrehungen von "Safety Pin" zu "si cher heits na del". Der "Pickel-Song" porträtiert einen Mann mit geglätteten Gedanken und Fantasien, das geschieht nicht lautstark aggressiv, sondern leise, unterkühlt und fast beiläufig. "Blue & Yellow - beach behind" spielt auf geglättete Menschen und saubere Strandwelten an ("Oily cocks with golden bracelets").

Zwischen den ironisch-spitzen Bildern tauchen überraschend einfühlsame, fast volksliedhafte Melodie-Fragmente auf, und der Song "Zum Schluß das Ende" ist in bester Liedermacher-Tradition so eingängig melancholisch ("Der letzte Schmerz, das letzte Seufzen, die letzte Träne still geweint...."), dass er geradezu hittauglich wäre, hätte Sobotta ihn nicht weise versteckt unter diesen Stücken jenseits des mainstreams. Sobotta ist als Komponist und Musiker schwer zu verorten, er mixt experimentelle Formen mit Elementen aus Jazz, Folk und Weltmusik.

Er spielt funkige Riffs auf dem Euphonium und nutzt die Gitarre als klassische Klampfe. Er ist Poet und Satiriker, und wenn er das Didgeridoo bläst, wird er zum Weisen, der die monotonen, meiditativen Formen des australischen Klagegesangs in "Slow Biker" mit seinem Bariton-Horn und mit einfachsten Gitarren-Klängen zu einem Song mischt, in dem das Exotische und das Vertraute nah beieinander liegen. Die CD "Blue Fish blue" gehört für mich zu den ungewöhnlichsten Produktionen des letzten Jahres, kaum auffällig, geheimnisvoll unzugänglich, aber nach mehrmaligem Hören von magischer Kraft.

"Uli Sobotta: Blue Fish Blue"
ist eine Gast-Kritik von Hans Happel.
© Hans Happel, Juli 2003
Was du wissen solltest, wenn du uns auch eine Gast-Kritik senden willst, erfährst du hier.

 

BEZUGSINFORMATION
Uli Sobotta
Blue Fish blue
STARFISH MUSIC
Vohnenstr. 45, 28202 Bremen
Tel. 0421/87 31 90, Fax: 0421/ 87 25 580
www.starfish-music.de
e-mail: order@starfish-music.de


Weitere Beiträge von Hans Happel


[Archiv] [Up]