Ja,
es gibt sie, die esoterische Gebrauchsmusik für einsame oder
zweisame Stunden. Stimmungsvolle Sphärentöne, die häufig
darunter leiden, dass sie aus den lauwarmen Kitschzonen gar nicht
herauskommen.
Der
in Ungarn geborene Gitarrist Ferenc Snetberger ist nicht frei von
diesem Genre, aber es gelingt ihm auf seinem Debütalbum NOMAD
süßliche Klischees zu vermeiden.
Im
Trio mit dem norwegischen Bassmann Arild Andersen und dem Italiener
Paolo Vinaccia schafft er meditative Klangbilder, die Ruhe und Wärme
austrahlen, die aber nicht ersaufen im fließenden Nirvana. Die
Musiker arbeiten mit folkloristischen Einflüssen aus West und
Ost, sie sind Nomanden, die Skandinavien ebenso bereisen wie Indien.
Ihr
Klangteppich ist eine Art Patchwork, sehr farbig und dank der perkussiven
Vielfalt von Paolo Vinacchia stets leicht aufgeraut. Snetbergers voller,
runder (akustischer) Gitarrenton und der singende Bass von Andersen
- durchweg ebenbürtiger Solopartner - ergänzen sich vorzüglich.
Tempiwechsel
sind hier auch immer Farbwechsel, und man muss nicht lyrisch werden,
von "Mystik, Lebenslust, Traumpfaden, Trance und Tanz" sprechen
- wie im Presseinfo vorgeführt -, um den angenehmen Rausch dieser
drei Virtuosen zu spüren, in ihre Bilder einzutauchen oder auf
ihrem bunten Klangteppich für eine knappe Stunde davonzufliegen.
©
Hans Happel, 15.01.2006