Room Eleven will das Bild eines Hotelzimmers evozieren, doch hinter der Zimmertür vergirgt sich ein knallbuntes Revuetheater. Die niederländische Band um Sängerin Janne Schra hat den Raum ordentlich herausgeputzt und präsentiert nun darin eine anarchische Mixtur aus Folk, Blues, Jazz, Bonbonpop, musikalischem Cabaret und Salonorchester.
Der Begleittext für die Presse möchte "Mmm ... Gumbo?" gern in Louisiana ansiedeln, doch in Wahrheit widersetzt sich Room Eleven einem festen Ort. Statt dessen vagabundieren die Niederländer mit den angeklebten Borat-Bärten (neben Schra sind das Morten und Arrien Molema, Lucas Dols und Jony Roe) entschlossenen Schritts durch ihre ganz eigene Welt, greifen mal hier, bald dort Klänge und Rhythmen auf, um daraus schließlich einen bunten Reigen nicht vorhersehbarer Sounds zu kreieren, die insgesamt wunderbare und überraschend stimmige Popmelodien ergeben, obwohl sie keineswegs dem üblichen Wechselschema von Refrain und Strophe folgen.
Auch sind die Lieder längst nicht so oberflächlich wie mancher Songtitel vermuten lässt ("Hey hey hey!", "Lalala Love"), gelegentlich erzählen sie ironische Geschichten von unfreiwilliger Komik, wie sie jeder kennt ("Lovely morning"), manchmal auch schmerzliche Alltagsweisheiten: "Shyness is when you turn your head away from something you want // and I wanted you ..." ("Shyness").
Doch in der Mitte ihres Albums kommt die Band doch noch nach Louisiana: "Ode" ist die großartige Umsetzung eines Lebensgefühls von Mississippi-Dampfern, einem Glas Bourbon und dem Mardi Gras von New Orleans, umgesetzt mit Hammerklavier und lärmenden Bläsern - der Höhepunkt eines an mitreißenden Ideen nicht eben armen Albums, mit dem Room Eleven ihr Cocktail-schwangeres Debüt "Six White Russians and a Pink Pussycat" deutlich übertrumpfen und sich darüber hinaus als überaus innovative Erneuerer des Pop präsentieren.
©
Michael Frost, 19.04.2008