Wie
sie das machen, weiß man nicht genau. Aber es dauert nur wenige
Minuten, bis man schon vom Zuhören schwindlig wird. Rodrigo und
Gabriela, so klingt es, behandeln ihre Gitarren fast wie Einweginstrumente,
am Ende des Konzerts werden weder Klangkörper noch Saiten ganz
geblieben sein, sie klopfen, sie hämmern, sie prügeln - meistens
gleichzeitig - auf ihre Instrumente ein, als hinge ihr Leben davon ab.
Mit
gängigen Kriterien ist diese Art Gitarrenmusik kaum zu erklären.
Die beiden Mexikaner, die ihren Sound erstaunlicherweise in den Straßen
von Dublin entwickelten, geben vor, vom Hardrock beeinflusst zu sein.
Tatsächlich spielten sie früher in Mexico-City in einer
Heavy-Metal-Band, und man mag sich durchaus vorstellen, dass sie auch
die eine oder andere E-Gitarre auf dem Gewissen haben.
Heute
kombinieren sie alle möglichen Elemente. Heavy Metal ist weiterhin
darunter, etwa in Form ihrer Adaption von Metallicas "One",
das übergangslos in den Jazz-Klassiker "Take five"
übergeht, aber auch Tango-Altmeister Astor Piazzolla zollen sie
mit einer rasanten Version des "Libertango" ihren Tribut.
Inzwischen
spielten "Rodrigo y Gabriela", so ihr offizieller Bandname,
unter anderem auf dem legendären Glastonbury-Festival (im Juni
sind sie dort erneut zu Gast), wo man diese Art Musik nicht unbedingt
vermuten würde, doch das Duo lässt sich, ähnlich wie
die finnischen Heavy-Metal-Cellisten Apocalyptica, aufgrund seiner
genreübergreifenden Arbeit, nicht in ein bestimmtes Schema pressen.
Man
gebe ihnen zwei Gitarren und eine Bühne - die Begeisterung für
ihre furiose Art kommt von selbst, wie das erste Livealbum des Duos
mehr als deutlich macht. Aufgenommen wurden die Titel im vergangenen
Jahr bei Auftritten in Manchester und Dublin. Bei ihrem Konzert in
der irischen Hauptstadt wurden sie von zwei Violinistinnen begleitet,
die ihren Sound nochmals antreiben. solchermaßen zum Quartett
ausgebaut erscheint ihr gemeinsamer Sound unschlagbar, man sieht die
erste Garde der Gitarrenzunft wie John McLaughlin, Al di Meola und
Paco de Lucia förmlich erblassen. Vermutlich wissen nämlich
auch sie nicht genau, wie Rodrigo y Gabriela das machen.
©
Michael Frost, 12.05.2005