Das
erstarkende Interesse an französischer Musik im allgemeinen, dazu
eine ungeheuer enthusiastische und kreative junge Szene, die ständig
neue Talent hervorbringt, schließlich das permanente 80er-Jahre-Revival
- das sind die Zutaten, die auch Legenden wie Fred Chichin und Cathérine
Ringer, seit zwanzig Jahren berühmt als "Les Rita Mitsouko",
wieder auf den Plan rufen.
Nachdem
sie sich 2000 - nach immerhin vierjähriger Pause - mit ihrem
recht enttäuschenden Album "Cool frenesie" zurückgemeldet
hatten, hielten viele Fans die im folgenden Jahr erschienene "Bestov"-Compilation
für den endgültigen Karriereabschluss. Weit gefehlt, denn
Les Rita Mitsouko drehen noch einmal voll auf. "La femme trombone",
im September 2002 erschienen, zeigt das Duo in unerwarteter Höchstform,
die vor allem darin begründet ist, dass sie sämtlichen Ballast,
alle Erwartungen und Zwänge abwarfen und wie befreit aufspielen.
Aufgenommen
wurde das Album im heimischen Pariser Studio, was die private und
lockere Atmosphäre der Musik sicherlich positiv beeinflusst hat,
und auch wenn "La femme trombone" eigentlich ein typisches
Rita Mitsouko-Album ist, so wirkt es doch ungleich spontaner und lockerer
als sein Vorgänger, im positiven Sinne einfach, und es klingt,
als ob die Band mit Spaß an der Sache war.
Die
Instrumentierung sei im Hinblick auf die Möglichkeit erarbeitet
worden, die Lieder live zu spielen, sagt Fred Chichin in Interviews.
Sowohl die Musik als auch die Texte sollten die Sache auf den Punkt
bringen. In "Vieux rodéo" etwa zieht Catherine eine
kritisch-ironische Zwischenbilanz des Feminismus ("Soit la maman,
soit la putain - entre les 2, y'aurait rien").
Verklausulierungen werden ebenso vermieden wie Aufwändige Arrangements
, "La femme trombone" ist im inhaltlichen Sinne unprätenziös,
ungeschminkt, deutlich - und deshalb so gut wie lange nicht mehr.
Les
Rita Mitsouko trauen sich wieder an zeternde Gitarren und minimalistiche
Beats, zwingen sich nicht länger zur Modernität um jeden
Preis, sondern setzen auf die Zeitlosigkeit ihres Sounds und finden
im Wechselspiel zwischen fröhlichem Punk, schrägem Synthie-Pop,
ironischem Chanson und der lebenserfahrenen Stimme Cathérine
Ringes zu den alten Stärken zurück.
©
Michael Frost, 05.10.2002