"Can
a good thing last for ever?" fragt Joshua Redman mit
dem Titel eines der Stücke auf seiner neuen CD ELASTIC.
Natürlich weiß er die Antwort. A good thing kann
und darf nicht ewig dauern. Also blendet er mit perlendenden
Saxophonläufen den leichten, easy listening Popsong irgendwann
aus, der wie ein Song von Stevie Wonder beginnt.
Redman,
der 1994 mit der Musik für Louis Malles New Yorker Theaterfilm
"Vanja - 42. Street" auf sich aufmerksam machte,
ändert seine Klangfarben. Statt wie bisher mit akustischem
Klavier und Bass zusammenzuspielen, hat er hier den Keyboarder
Sam Yahel und den Drummer Brian Blade neben sich.
Das
Trio entwickelt einen drängenden, lässig groovenden
Sound, in dem die diversen elektronischen Orgeltöne (Hammond,
Wurlitzer, Yamaha u.a.) mit Redmans Sopran, Alt- und Tenorsaxophon
verschmelzen, ohne dass die beiden Instrumente ihre Eigenständigkeit
zu verlieren. Redmans
Töne sind warm und samtweich, ebenso wie die wechselnden
und immer überraschenden Orgelfarben von Sam Yahel, und
beide Musiker steigern sich in ihren Impro-Duetten in ein
hörenswertes Zusammenspiel.
Mit
dem Titel ELASTIC zeigt Redman auch an, dass seine musikalischen
Wurzeln nicht nur im Jazz liegen, der ihm dank seines Vaters
Dewey Redman - selbst ein namhafter Jazzer - in die Wiege
gelegt wurde.
Anklänge
aus Pop und Rock, aus Soul und Funk, prägen die Musik
des Trios. Das Saxophon wird in einigen Nummern (Boogielastic)
zur melodiösen Singstimme und mit dem schönsten
Ohrwurm der CD "Letting Go" spielt Redman ganz leicht
auf die Beatles an (Let it be). Drummer
Brian Blade bettet die beiden gleichrangigen Solisten in ein
abwechslungsreiches Percussionfeld, das Jazz und Beat intelligent
verknüpft.
Und
dennoch: Redman - Komponist von 11 der 12 Nummern - greift
mit ELASTIC tief in den Korb der Gefälligkeit. So angenehm
das Ergebnis klingt, so "elastisch" swingend der
Sound, so warm der Klangteppich - besonders schön Hammond
und Saxophon in "Jazz Crimes"-, so sehr die Solisten
sich zu Höhepunkten pushen ("Still pushing that
rock"), es bleibt doch der Eindruck zurück, Joshua
Redman ist mit ELASTIC nicht am Ende seines Weges.
Die
Angst, die schönen Pfade der Feel-good-Music zu verlassen,
fesselt die Inspiration des Komponisten. So läuft der
abschließende "Birthday Song" mit seinem experimentierfreudigen
Intro in eine sanfte Pop-Schnulze aus. Der melodiöse
Schwebezustand der Musik Joshua Redmans weckt Erwartungen,
die über die gediegene Glätte dieser CD hinausgehen.