Bis
heute ist die "Redhot"-Reihe die anspruchsvollste und
glaubwürdigste Reihe von Benefiz-Produktionen im Kampf gegen
AIDS. Was 1990 mit dem Cole Porter Tribute-Album "Red Hot +
Blue" begann (u.a. mit U2, Annie Lennox, David Byrne, Tom Waits,
Jimmy Somerville), wurde in den darauf folgenden Jahren mit weiteren
Themen-Alben fortgesetzt, zuletzt im Jahr 2002 mit dem "Red
Hot + Riot"-Album, das sich in besonderer Weise mit der AIDS-Problematik
in Afrika auseinander setzte.
Redhot
+ Rhapsody dagegen ist, wie der Titel unschwer vermuten lässt,
eine Hommage an George Gershwin und seinen Bruder Ira. Gemeinsam
schrieben die beiden US-amerikanische Musikgeschichte, ihre Songs
(u.a. "'s wonderful", "I got rhythm", "Rhapsody
in Blue") und Musicals (u.a. "Porgy & Bess")
sind Klassiker und Eckpfeiler einer eigenständigen nordamerikanischen
Musikkultur.
Auf
"Redhot + Rhapsody" werden einige der All-Time-Favourites
aus der Feder der Gebrüder Gershwin aus unterschiedlichen Perspektiven
vorgestellt. Den Ton geben die britischen Drums&Bass-Spezialisten
Morcheeba vor. Spätestens wenn Sängerin Skye Edwards die
Textzeile "Hush little baby, don't you cry" erreicht,
ist Gänsehaut unvermeidbar - an dieser Stimme hätten die
Gershwins ihre Freude gehabt. Den elegischen Grundton ihrer Adaption
kontrastieren sie mit der Leichtigkeit verspielter Querflöten-Intermezzi:
ein Auftakt nach Maß.
Sinéad
O'Connor ("Someone to watch over me") und Natalie Merchant
("But not for me") belassen ihre Beiträge in ihrer
ursprünglichen Form mit akustischer Begleitung bzw. Bigband,
während Italo-Rapper Jovanotti seine Version von "I got
rhythm" in einen funky Hiphop-Sound packt. Funk, Soul und Hiphop
finden sich auch bei anderen Interpreten, so in der Spearhead &
Ernest Ranglin-Version von "I got plenty of nothing".
Sarah Cracknell und Kid Loco wiederum verwandeln "The Man I
love" in eine melancholischen Triphop-Ballade à la Portishead,
Skylab rücken in ihrem Medley aus "'s wonderful"
und "Rhapsody in Blue" mit allerlei elektronischen Tricks
zu Leibe, und Baaba Maal verwandelt "Bess, you is my woman
now" in eine afrikanische Ballade.
Zum
Abschluss und Höhepunkt des Albums stellt dann David Bowie
seine Extraklasse unter Beweis. Gemeinsam mit Soundtrack-Spezialist
Angelo Badalamenti ("Twin Peaks") gibt Bowie eine epische
Fassung von "A foggy day (in London)", bei der man den
aufsteigenden Nebel mit Händen greifen kann.
Entsprechend
dem Anspruch der Reihe hat auch bei diesem Sampler keiner der Beteiligten
Standardware abgeliefert. Ausnahmslos alle Versionen unterstreichen
sowohl die außergewöhnliche Qualität der Originale,
als auch das enorme Einfühlungsvermögen der Künstler
bei ihrer Bearbeitung. So setzt auch dieses Album der "Redhot"-Reihe
nicht nur als Benefizprojekt Glanzpunkte.
©
Michael Frost, 1. Dezember 2003