Seit
die finnische Vokalgruppe Rajaton in diesem Sommer ihr Best-of-Album
"Out of bounds" in Deutschland vorstellte, sind nicht nur
Freunde der A-cappella-Musik um eine Entdeckung reicher. Verstehen es
die sechs Interpreten Essi Wuorela und Virpi Moskari (Sopran), Soila
Sariola (Alt), Hannu Lepola (Tenor), Ahti Paunu (Bariton) und Juassi
Chydenius (Bass) doch vortrefflich, ihre individuelle Klangfarbe zu
einem gemeinsamen, ungemein harmonisch wirkenden Klangkörper zu
formen.
Jazz,
Klassik und Folklore sind dabei ihre musikalischen Wurzeln, und die
sind auch auf einem Weihnachtsalbum der Gruppe, das in Finnland bereits
2003 erschien, inzwischen aber auch bei uns zu haben ist, zu hören.
Die Doppel-CD "Joulu" enthält insgesamt zweiundzwanzig
Vokal-Stücke finnischer und karelischer Weihnachtslieder, aber
auch eine finnische Version von "Stille Nacht" ist zu hören:
"Jouluyö, juhlayö".
Die
finnische Sprache klingt dabei kaum so sperrig, wie man es sich vielleicht
vorstellt. Mit warmem Timbre und facettenreicher Modulation gelingt
es der Gruppe, zwischem sakralem Chorgesang, Freude an der Musik,
Witz und ironischem Augenaufschlag zu wechseln und dabei einen Variationsreichtum
zu entfalten, der tatsächlich über die komplette Länge
des Doppelalbums trägt, ohne in die Gleichförmigkeit abzusinken.
Und
so ist die A Capella-Kunst dieses Sextetts längst nicht nur etwas
für Liebhaber, sondern eine Weihnachts-CD, die feierlich und
fröhlich gleichermaßen ist - und dabei weder pathetisch
noch trivial oder kitschig.
Vielleicht
sind es wirklich die langen Polarnächte, durch welche die Nordeuropäer
so empfänglich sind für die dunkle Zeit des Jahres, und
so empfindsam bei ihrer Umsetzung in Musik. Und so gestalten auch
Rajaton ihre Lieder wie Kerzenlicht, das in der Dunkelheit leuchtet:
warm und hell, friedlich und vertraut, ein wohliges Gefühl verbreitend.
©
Michael Frost, 18.12.2006