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Trommel, Percussion und tap dance


Als Trio revolutionierte das französisch-argentinische "Gotan Project" den Tango: Leidenschaftlich, elegant und unglaublich cool sind ihre elektronischen Tangos, die nicht nur in Europa absolut angesagt sind, sondern selbst in Argentinien, dem Mutterland des Tangos allgegenwärtig sind.

Doch die Kreativität der drei Musiker ist damit längst nicht ausgereizt. Eduardo Makaroff gründete ein eigenes Label, auf dem er nun die größten gegenwärtigen Tango-Stars weltweit vermarktet (u.a. Melingo und Juan Carlos Cácares). Philippe Cohen Solal überzeugte jüngst mit einem unerwarteten Ausflug in die Country-Musik. Fehlte noch Christophe H. Müller. Der gebürtige Schweizer ist beim Gotan Project für den Computer-Einsatz zuständig, doch ursprünglich kommt er aus dem Latin Jazz.

Aus dieser Zeit stammt seine Bekanntschaft mit dem Peruaner Rodolfo Munoz, mit dem er sich nun zusammenfand, um einem ganz besonderen Musikstil nachzuspüren. Es geht um eine Mixtur, die zu Zeiten der Sklaverei in Peru entstand. Dort vermischten sich musikalische Traditionen afrikanischer Sklaven, spanischer Eroberer und der Indios.

International war diese Musik in einer zeitgemäßen Form bislang nur durch die Sängerin Susana Baca bekannt. Doch Müller und Munoz fügen ihr nun eine vierte Komponente hinzu: Elektronik. So entsteht gewissermaßen eine peruanische Variante des Gotan Project - nicht mit Tango, sondern dem besonderen afroperuanischen Klang und seiner besonderen Zusammensetzung aus Melancholie und Sehnsucht, Rhythmus und Leidenschaft.

"Radiokijada" nennen Müller und Munoz ihr Projekt, nach der "quijada", einem aus dem Kieferknochen von Eseln hergestellten Percussion-Instrument, das für die Musik typisch ist - seit die Kolonialherren ihren aus Afrika verschleppten Sklaven die Trommeln verboten hatten. Der Klang der quijadas bildet nun die Grundlage der vielstimmigen "nuevos sonidos afro peruanos", charismatischen Gastsängern, temperamentvollen Bläsern, spanischer Gitarre und raffiniertem Elektrosound - sowie einer unüberschaubaren Anzahl von Trommeln, Percussions und tap dance ("zapateo"), die den Sound antreiben und den Puls höher schlagen lassen.

 

© Michael Frost, 07.04.2009


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