Neben der Welle des "Neo-Chanson", die seit einigen Jahren der französischen Musikszene eine ungeheure Frischzellenkur verpasst, hat sich, von den großen Plattenfirmen kaum zur Kenntnis genommen, eine erstaunlich agile Independent-Szene etabliert, die kontinuierlich neue Bands hervorbringt. Auffallend viele dieser jungen Nachwuchsbands stammen dabei aus der Provinz, doch selbstverständlich bleibt Paris einer der wichtigsten Katalysatoren der Szene.
Das gilt auch für das Trio "Princes Chameaux", das seine ersten Auftritte in den Metro-Stationen der Hauptstadt absolvierte - nicht die schlechteste Schule, kaum irgendwo in Europa ist bessere Straßenmusik zu hören als im Pariser Untergrund. Benoï, Seb und Clément sind es folglich gewohnt, mit mobilem Instrumentarium umzugehen, und diesen spontanen, improvisiert und natürlich klingenden Esprit haben sie sich auch im Aufnahmestudio bewahrt.
"Magic cirkus", so der Titel ihres zweiten Albums nach dem live eingespielten "À la Bellevilloise" kommt sogar über weite Strecken ohne sperriges Schlagzeug aus. Den Rhythmus holt die Band aus Gitarren, Kontrabass und dem allgegenwärtigen Akkordeon. Dass man auch hieraus veritablen Rock'n'Roll zaubern kann, zeigen Stücke wie "Philosophe". Andere Lieder (z.B. "Trois gars") erinnern in ihrer klassischen Chanson-Machart an Georges Brassens und andere Granden des Genres, die von Princes Chameaux auch explizit als Vorbilder genannt werden.
Videolink: Princes Chameaux / youtube
So erzeugt die Musik des Pariser Trios immer wieder munteren Retro-Charme, bedient sich nach Herzenslust bei Folk, Chanson und Rockabilly - und schöpft hieraus geradezu unbändige Live-Energie, die man in Deutschland eigentlich nur von Bands wie Johnny Liebling kennt - aber leider kaum darüber hinaus.
So bringen Princes Chameaux neue Klangfarben in die französische Independent-Szene, dürften jedoch auch hierzulande auf offene Ohren treffen.