Gut, 
            dass er wieder da ist. Nach vielen Versuchen, sein Material (inzwischen, 
            so berechnete seine derzeitige Plattenfirma, sind es über 1.000 
            Songs) über das Internet zu vertreiben, scheint Prince akzeptiert 
            zu haben, dass es zu früh ist, sich allein auf den digitalen 
            Markt zu verlassen. Zwar wird er in einigen Jahren als Pionier des 
            Internet-Musikmarkts gefeiert werden, doch bis es soweit ist, lässt 
            er sich - zum Glück - wieder auf altmodische Tonträger ein. 
            Doch Prince wäre nicht er selbst, wenn er diese Rückbesinnung 
            nicht auch auf die Spitze treiben würde: In Großbritannien 
            ließ er seine neue CD der Ausgabe einer Sonntagszeitung beilegen. 
            Auflage: 3 Millionen Exemplare.
          Seit 
            2004, als er mit "Musicology" das lang ersehnte Comeback 
            startete, erfreut er die Musikwelt wieder in schöner Regelmäßigkeit 
            mit neuen Alben, zuletzt im vergangenen Jahr "3121" - und 
            nun "Planet earth". Fast ironisch ist nicht nur sein Umgang 
            mit den Vertriebswegen der Musikindustrie, sondern auch das Album 
            selbst: Auf dem Cover ist er selbst zu erkennen, hält man es 
            anders, erscheint das Symbol, das er einige Jahre lang statt seines 
            Namens trug. Aus früheren Zeiten stammen auch Begleiter wie die 
            Schlagzeugerin Sheila E. sowie Wendy & Lisa aus seiner früheren 
            Begleitband "The Revolution". Zum ersten Mal seit 20 Jahren 
            sind sie wieder an einem Prince-Album beteiligt.
          Auch 
            die Musik zeugt von Princes spielerischem Umgang mit dem eigenen Werk. 
            Die Anleihen an frühere Hits sind unverkennbar, immer wieder 
            zitiert das Musikgenie sich selbst, und geht dennoch einen Schritt 
            weiter. 
          "Planet 
            earth" ist eine überraschend vielseitiges Album, auf dem 
            der Meister vor eingängigen Popsongs nicht zurückschreckt 
            und auch mal richtig in die Saiten greift ("Guitar") und 
            einen veritablen Rocksong auf die Bühne bringt - doch seine wahre 
            Stärke liegt auch auf dieser neuen CD in der unvergleichlichen 
            Mischung aus Funk, Soul und R'n'B, die er mit charakteristischer Stimme 
            veredelt.
          Wo 
            in der langen Galerie der Prince-Veröffentlichungen "Planet 
            earth" einzuordnen ist, dürfte endloses Thema von Princeologen-Kongressen 
            sein. Musikfans, die dem Zeremonienmeister des Funk einfach aus Leidenschaft 
            verfallen sind, genießen währenddessen die kleinen Seufzer 
            und Flüstertöne des Meisters ("I can make you happy, 
            baby ..."), den lasziven Falsett und den Groove, den weiterhin 
            niemand so lässig beherrscht wie er. Gut, dass er wieder da ist.
          © 
            Michael Frost, 21. Juli 2007