Was es nicht alles gibt! Wir haben den Jazzrock, Pop-Classics - und eben auch „Pop goes Jazz“. Letzteres ist programmatisch der Name der Köln-Dortmunder Band um den Sänger Frank Scheele. Holger Werner bedient Saxophone und Klarinetten, Pablo Held ist am Piano tätig, Markus Braun spielt Bass und Silvio Morger sitzt am Schlagzeug.
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Die fünf jungen Männer sind professionelle, gestandene Jazzmusiker, die den Grenzgang wagen. So mit ihrer Debut-CD „Overload“, die sie beim Release-Konzert im April im Dortmunder Jazzclub DOMICIL (eines der offiziellen „100 best places to listen to Jazz“ weltweit) vorstellten. Übrigens ohne den wohl fähigen Bassisten, der aber sein Profi-Können auf der Platte unter Beweis stellt.
Auf der Bühne wie auf der Scheibe: Die Musiker sind ein eingespieltes Team, das den hauptsächlich elektronisch erzeugten Klängen des heutigen Pop-Genudels durchaus Paroli bieten kann. Beim jazzigen Popsong „Every breath you take“ mit der volltönenden Stimme eines Frank Scheele besteht Gänsehautgefahr. „Calling you“, gesungen nur mit Klavierbegleitung ist auch wieder so ein Fall. Ansonsten ist zu sagen: Es ist doch zu merken, dass die Jungs aus dem Jazz kommen. Jazzklassiker wie „Can’t web e friends“, „Blame it on the boogie“ oder „Everything must change“ bestimmen die knapp 50minütige „Overload“-Scheibe (erschienen bei Intrepid Records, Köln).
Das ist auch gut so. Denn: Man sollte als Künstler für eine Nischenkultur dem Massengeschmack nicht zu viel Raum geben.Und was sagt Wikipedia, unser liebstes Internetlexikon, zum vielbeschworenen Popjazz, dem genreübergreifenden Hervorbringsel unserer modernen Zeit? „Popjazz ist die Bezeichnung für popmusiknahen Jazz, die insbesondere zur Vermarktung letzteren verwendet wird.“ Die beiden Musikgenres könnten gegensätzlicher nicht sein.
Pop sei sehr text-, gesangsbezogen, während Jazz hauptsächlich auf Instrumentals aufbaue. Da macht’s die Mischung! Zaghaft los ging’s in den 60ern. Erfolgreich wurde Jazzpop dann mit der Jahrtausendwende, als Publikumsmagnete wie Norah Jones oder Jamie Cullum ihren Popjazz vermarkteten. Unserer Band „Pop goes Jazz“ kann das nur Recht sein. Stoßen sie doch mit ihrer ersten CD so auf offene Ohren.
"Pop goes Jazz: Overload"
ist ein Gast-Beitrag von Christopher Dömges
© Christopher Dömges, Mai 2008