vorschau  MADELEINE PEYROUX
Tourdaten

Suchen nach:
In Partnerschaft mit Amazon.de

In der Sackgasse


"Half the perfect world", das 2006 erschienene Album von Madeleine Peyroux, war noch nicht das erwartete Meisterwerk der kanadischen Blues-Interpretin. Und dabei verfügt die Kanadierin über alle Fähigkeiten einer wirklich großen Interpretin, seit sie 1996 mit "Dreamland" als Reinkarnation von Billie Holiday in der Musikwelt auftauchte. Doch seither lässt Madeleine Peyroux auf eine spürbare, sämtliche Facetten ihres künstlerischen Potentials offenbarende Weiterentwicklung warten, und auch ihr neues Album "Bare bones" liefert wieder nicht den erhofften, aufrüttelnden und tief unter die Haut gehenden Bluessound, zu dem ihre Stimme eigentlich gemacht schien.

Statt dessen ergeht sie sich in melancholischen, viel zu schönen Balladen, mit allzu freundlich gezupfter Akustikgitarre, allzu harmlosen Harmonien. Viel zu selten blitzt die Originalität der von ihr selbst komponierten Songs auf, viel zu selten dringt eine Passage, schon gar nicht ein ganzer Song, unter die Haut, und das ist bedauerlich, denn angesichts der allzu großen Konformität bleibt das Album nicht im Ohr, sondern verliert sich bereits nach kurzer Zeit.

Da ist "Instead", der Eröffnungssong, noch der stärkste Titel des Albums, "You can't do me" hat mit seinem sanften Groove stimmige Momente, und auch in "Love and trachery" ahnt man die Aura einer außergewöhnlichen Sängerin, doch der letzte Kick fehlt: Zu unentschlossen mäandert der Sound zwischen Folk, Blues und Pop und verliert dabei den roten Faden.

Wohl gemerkt: Die Enttäuschung spielt sich auf hohem Niveau ab - nicht eben wenige Kolleginnen wären froh über ein Album wie "Bare bones", doch für Madeleine Peyroux ist es ein Rückschritt nach Alben wie "Careless love", das an dieser Stelle für seine betörende Schlichtheit gelobt worden war und "noch immer nach Straßenmusik oder nach den Clubs" klang, in denen Madeleine Peyroux früher auftrat. Lediglich "To love you all over again" erinnert an dieses Blues-typische Ambiente, wird jedoch dort, wo man ein Jazz-Trompeten- oder Saxophon-Solo erwartet hätte, durch eine weinende Geige gleich wieder zunichte gemacht.

So lässt das alles überragende Album, der wirklich große Wurf, den man Madeleine Peyroux gleichermaßen wünscht und zutraut, weiter auf sich warten. Auch wenn nachvollziehbar ist, dass sie einen eigenen Weg einschlägt, um sich von der Ikone Billie Holiday zu emanzipieren - dieser hier mag kommerziell erfolgreich sein, doch musikalisch führt er in eine Sackgasse.

 

© Michael Frost, 14.03.2009


[Archiv] [Up]