Ein 
          Piratensender dringt in unser Bewusstsein. Er ist Teil eines Szenarios, 
          das Science Fiction-Autor Philippe K. Dick in den 1960er Jahren in seinem 
          Roman "Nach der Bombe" (Originaltitel: "Dr. Bloodmoney") 
          entwarf. Untertitel: "How we got along after the bomb" - Wie 
          es mit uns nach der Bombe weiter ging.  
          Zu 
            den wenigen Überlebenden des nuklearen Holocaust, deren Schicksal 
            Dick in seinem Plot beschreibt, gesellen sich nun Pee, N'Zeng, JC 
            001, Psychostick und Spagg, fünf Musiker, mit denen der Autor 
            zeit seines Lebens nicht gerechnet haben dürfte. Die fünf 
            Franzosen hacken sich mit einem Piratensender in die post-nukleare 
            Romanwelt und entwerfen dafür ein eigenes Programm, das "von 
            allem befreit, Hoffnung und Widerstand verbreiten" solle (Pressetext). 
            
          Le 
            Peuple de l'Herbe, so der Bandname der Fünf aus Lyon, setzen 
            ihre eigenwillige Vision auf dem Album "Radio Blood Money" 
            überzeugend und mit einiger Dramatik um. Die Apokalypse ist in 
            dieser düsteren Klangwelt aus Hiphop, Drums&Bass, Dub und 
            Jazz allgegenwärtig. Die Raps sind rau und roh, sie werden von 
            hyperaktiven Drumloops, wummernden Bässen und flüchtigen 
            Bläsersätzen mal umrankt, mal kontrastiert. 
          Nach 
            dem Motto "Lebe wild und gefährlich" deutet das Quartett 
            seine musikalische Bestimmung und unterwandert jedwede musikalische 
            Bewegung, die sich ihr in den Weg stellt: Rock, Electro, DJ-Samples, 
            sie alle werden fortgerissen in einer Welt, in der nichts mehr so 
            ist, wie es einmal war.
          In 
            dieser Welt ohne Konventionen und Bindungen, in der die wenigen Überlebenden 
            um nichts als das Weiterleben kämpfen, bietet ausgerechnet "Radio 
            Blood Money" den einzigen Halt, vielleicht die Chance zum Neuanfang. 
            Ein spannender Kunstgriff und eine konsequent durchdachte Vision, 
            wenn auch keine, die zur Realisierung empfohlen werden kann. 
            
          © 
            Michael Frost, 12.10.2007