Zu Zeiten, in denen die Katholische Kirche eifrig keinerlei Gelegenheit auslässt, einen Skandal nach dem anderen zu provozieren und sich somit permanent ins Abseits manövriert, kommt dieses neue Hörbuch gerade Recht. Eigentlich nicht das komplette Hörbuch, sondern vielmehr die Geschichte in der Geschichte. Michael Gantenberg (Radiomoderator, Journalist, Drehbuchautor) erzählt uns den äußerst erfolgreichen Versuch einer regionalen Tageszeitung ihre Auflage zu erhöhen.
Das Interesse der Leserinnen (der Leser vermutlich weniger?), steigt mit jeder neuen Folge des Fortsetzungsromans „Die Messias“. Ja, Sie haben schon richtig gelesen – DIE Messias, die Tochter Gottes. Die Geburt Jesu war eine Zwillingsgeburt und seine Schwester Hannah von Nazareth lebt bis zum heutigen Tag als Mittdreißigerin und [oder in?] über 2000jähriger Unsterblichkeit.
Paul Elmar Litten zeichnet sich als Lokalredakteur und Lokalchef des Westfälischen Heimatboten nicht nur für die Zeitung, sondern unter dem Pseudonym Bella Gabor auch für die neue Serie verantwortlich. Wir erleben die beginnenden und immer größer werdenden Turbulenzen, die die Messias im bürgerlichen Idyll auslöst und begleiten parallel (in insgesamt 15 Folgen) Hannah durch ihr Dasein: Sie hat nämlich beschlossen, ihr eingefahrenes, männerloses Leben aufzumöbeln und nicht mehr ein Leben lang 34 sein zu wollen.
Dieser Plot hat eine Menge Potential und alle weiteren Irrungen und Wirrungen hören Sie besser selbst! Nur immer wieder erstaunlich, wie aktuell das Ganze daherkommt – unter anderem kämpft Hannah natürlich auch für die Rolle der Frau in der katholischen Kirche und ER, also ihr Vater, schaut ihr dabei wohlwollend über die Schulter.
Hervorragend und souverän wird die Geschichte von Bastian Pastewka – hinlänglich aus Film und Fernsehen bekannt – erzählt. Selbst die diversen Frauenrollen werden bei ihm nie wirklich zu einer Karikatur, und abgesehen davon sind alle Personen treffsicher stimmlich charakterisiert.
Dass heutzutage Buch („Neu-Erscheinung“ ist im Scherz Verlag erschienen) und Hörbuch parallel erscheinen, ist eine Unsitte, an die man sich aber gewöhnt hat. In diesem Fall auch durchweg überflüssig, denn Pastewka wäre durchs Selberlesen nicht zu übertreffen, und ob der Roman lesenswert ist, überlasse ich dann Ihrem persönlichen Geschmack.
Ein tolles und kurzweiliges Hörbuch, das Sie als Frau bestimmt gerne an Ihre Freundin und die wieder an Ihre Freundin usw. weitergeben. Sie als Mann sollten auch mal reinhören und womöglich Spaß haben. Und die eingefleischten Katholiken unter Ihnen legen den Stift für erboste Leserbriefe und Protestnoten einfach wieder aus der Hand.
Lehnen Sie sich zurück und beweisen doch einmal Humor.
© Ralf Schünemann, 22. März 2009