Obwohl die Band aus Marseille längst eine feste Größe auch auf deutschen Konzertbühnen ist, werden ihre Alben weiterhin erst mit zeitlicher Verzögerung auch bei uns veröffentlicht. So ist "On s'fait une bouffe" ein Beispiel für die Diskrepanz zwischen Musikmarkt und Publikumsinteresse. "Un pas d'côté" erschien in Frankreich schon 2006 und wurde hierzulande erst mit der Herbsttour der agilen Truppe bekannt.
"On s'fait une bouffe" ordnet sich selbst dem französischen Chanson zu und steht auch tatsächlich hörbar in der Tradition der großen Künstler der französischsprachigen Musik: Brel, Ferré, Vian. Doch selbstverständlich ist die Band keineswegs frei von aktuellen musikalischen Einflüssen, wie sie sich gerade in der multikulturellen Hafenmetropole Marseille an jeder Straßenecke finden lassen.
Doch letztlich ist gerade diese Integrationsfähigkeit längst typisch französisch, eine ganze Bewegung junger Independent-Bands steht für diesen Sound, der sich ebenso aus Musette-Walzern als auch aus arabischem Pop, afrikanischer Rhythmik, Jazz und Hiphop zusammensetzt.
In dieser Szene sind Eric Lemaire (Gesang), Hervé Gasciolli (Klavier, Akkordeon), Jean-Marie Bergey (Percussion) und Stéphane Pinna (Kontrabass) vielleicht noch am meisten am klassischen Chanson orientiert, ihr Sound ist akustisch, harmonisch, lyrisch.
"Un pas d'côté" ist ein im positiven Sinne unspektakuläres Album mit frischen Melodien im Grenzbereich zwischen Folk und Pop, behutsam modern in bester Chanson-Tradition. Die Band beweist darauf, dass sie nicht nur live absolut erlebenswert ist, sondern ihre Songs auch unter Studiobedingungen zum Leben erwecken kann.