Er wurde schon mit Prince verglichen und als "europäische Antwort auf Beck" bezeichnet. Sein neues Album klingt deshalb umso erstaunlicher: "Raz Ohara & The Odd Orchestra" ist nämlich ein lupenreines Songwriter-Album. Nichts läge ferner als ein Vergleich mit den Genannten - doch auch die Distanz zur eigenen Arbeit könnte kaum größer sein.
Diese seltene Kehrtwende vollzieht der Wahl-Berliner Raz Ohara, der eigentlich Patrick Rasmussen heißt und aus Dänemark stammt, gemeinsam mit Oliver Doerell, der sich hinter "The Odd Orchestra verbirgt. Ohara hatte seine Musik während eines Livesets bei einer Kunstausstellung erlebt.
Gemeinsam entwickelten sie später das Konzept für ein ruhiges, verträumtes und sehr melancholisches Album, mit akustischen Instrumenten als Grundlage, jedoch nicht ohne zahlreiche, aber diskrete digitale Spielereien, die zum stillen Klang der Atmosphäre beitragen.
Das Projekt mag experimentell klingen, doch "Raz Ohara & The Odd Orchestra" ist gleichzeitig eingängig und harmonisch, schmeichelt sich mit seiner äußerst gelungenen Mischung aus Akustik und Samples ein. Doch vor allem ist es Oharas trauriger Gesang, der die Atmosphäre des Albums bestimmt - eine dichte Mischung aus Melancholie und Verletztheit.
Dermaßen berührende Musik gelingt selten. Zudem kommen Ohara und Doerell vollkommen ohne Kitsch und Pathos aus, sie verlassen sich ganz auf die assoziative Wirkung ihrer leisen, sparsamen Arrangements und schließen an die großen Songwriter-Veröffentlichungen des letzten Jahres (u.a. Keren Ann, Peter von Poehl) an. Prince und Beck haben den Zenith sowieso längst überschritten.
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Michael Frost, 26.12.2007