Das
Debüt im vergangenen Jahr war dermaßen erfolgreich, dass
die Fortsetzung zur Pflicht geriet: Nouvelle Vague, Projekt der beiden
französischen Soundtüftler Marc Collin und Olivier Libaux,
remixte die Klassiker der New Wave-Ära zu luftigen Bossanova-Songs.
In diesem Spannungsdreieck zwischen britischem Synthiepop, französischer
Eleganz und brasilianischem Lebensgefühl entstanden charmante
Versionen von The Cure, Depeche Mode, Sisters of Mercy, XTC und anderen.
Doch
die Pflicht, dem Album ein weiteres folgen zu lassen, taugt nur zeitweise
zur Kür. Denn was auf dem Debüt noch unkonventionell, neu
und originell klang, wird auf "Bande à part" häufig
vorhersehbar und zur überraschungslosen Kopie des Erstlings,
daher zwar nicht weniger schön, aber inzwischen bereits bekannt:
die neue Welle ist inzwischen nicht mehr wirklich neu.
Es
gibt ein stimmungsvolles Wiederhören mit Yazoos "Don't go",
Billy Idols "Dancing with myself" oder Buzzcocks "Ever
fallen in love", doch interessant wird "Bande à part"
eigentlich immer erst dann, wenn Collin/Libaux von ihrem originären
Konzept abweichen und mit anderen Sounds experimentieren. So wie etwa
bei Blondies Klassiker "Heart of glass" oder "Human
fly" (Cramps). Da verdunkelt sich der sonst rosarot gefärbte
Bossanova-Himmel, der Sound wird schwerer und mutiger, und die Coverversionen
offenbaren eine Tiefe, die in den Originalen nicht unbedingt erkennbar
waren.
So
wird wenigstens in Ansätzen erkennbar, wohin sich das "Nouvelle
vague"-Projekt entwickeln könnte. Denn neben weiteren Perlen
des Synthiepop haben Collin und Libaux sich der Herausforderung ambitionierter
Songs wie "Bela Lugosis dead" (Bauhaus) gestellt. Visages
"Fade to grey" verwandelten sie in einen minimalistischen,
mit Akkordeon und Steeldrums instrumentierten Ambient-Sound.
So
ist der Gesamteindruck versöhnlich, und der Stillstand des Projekts
wird wenigstens zeitweise durchbrochen. Um die Entwicklung der Nouvelle
Vague genauer beurteilen zu können, wird ein "Volume 3"
fast zur Pflicht.
An
Songmaterial der New Wave-Ära jedenfalls besteht kein Mangel.
Nouvelle Vague haben vorsichtshalber schon mal in den deutschsprachigen
Raum geblickt und dabei die Neue Deutsche Welle für sich entdeckt.
Ein Ergebnis liegt bereits vor: Grauzones "Eisbär"
ist als Bonus-Song auf einer limitierten Ausgabe von "Bande à
part" zu hören.
©
Michael Frost, 17. Juni 2006