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Wenn der Frühling Trauer trägt
Gast-Beitrag von Stephan Stöckel


Fröhliche Folkmusik mit Ukulele und mexikanischen Mariachi-Klängen – das ist Schnee von Gestern. Die englische Band „Noah And The Whale“ hat sich eines Besseren besonnen. Auf ihrem zweiten Album „The First Days Of Spring“ regiert die Schwermut in zauberhaften Songs mit tiefgründigen Texten, die durch ihren Facettenreichtum und ihre bilderreiche Sprache bestechen. Die Stücke handeln von der Ernüchterung, aber auch der Hoffnung, die viele von uns nach dem Ende einer Liebesbeziehung beschleicht.

Geschrieben wurden die Songs aus einer ungewöhnlichen Perspektive. Normalerweise spielen sich solche Gemütsdramen im Herbst ab, einer Jahreszeit, die wie keine andere für Vergänglichkeit, Melancholie und Trauer steht. Charlie Fink, Songschreiber der Gruppe, hat sie kurzerhand in den Lenz verlegt, wo sich allerorten Frühlingsgefühle breit machen und so mancher vom feurigen Amor umarmt wird.

„Spring can be he cruelest of months. – Das Frühjahr kann die grausamste Jahreszeit sein“ lamentiert der Sänger in der schwermütigen Hymne „Our Window“. Recht hat er: Wenn alles herum in Heiterkeit und Liebe schwelgt, dann fühlt sich der Trennungsschmerz noch intensiver an. Oder wie es Fink im Song „Blues Skies“ formuliert: „I’ll do anything to be happy, oh ‘cos blues skies are coming, but I know that it’s hard. – Ich tue alles, um fröhlich zu sein, weil der Himmel jetzt wieder blau ist, aber ich weiß, es ist schwer.”

Die Lieder werden stilvoll umrahmt von einem Orchester, wobei sich eines ob seines freudvollen Tons aus dem romantischen Balladenreigen absondert: „Love Of An Orchestra“. Der Song ist eine grandiose Ode an die tröstende Wirkung der Musik. Blechbläser, Geigen, Flöten, Trommeln, ein mächtiger Chor und die ganze Gruppe schwelgen in fidelen, fröhlichen und schwungvollen Tönen. Sänger Charlie bekennt frank und frei: „I know I’ve never be lonely. I got songs in my blood I’m carrying all the love of an orchestra. – Ich weiß, ich bin niemals einsam gewesen. Ich habe Lieder in meinem Blut. Ich trage die Liebe zu einem Orchester in mir.”

Zwischen all der ergreifenden Melancholie servieren uns „Noah And The Whale“ diesen popsymphonischen Gruß an die Freude, der uns ein weiteres Mal vor Augen führt, zu welch kreativen Großtaten einen der Frühling verführen kann. Erschienen ist das Album bei „Cooperative Music“.

"Noah and the Whale: The first days of spring"
ist ein Gastbeitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, Oktober 2009


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