Die
meisten Gäste sind gegangen, der größte Trubel ist vorbei,
der floskelhafte Smalltalk mit Unbekannten auch. Die verbliebenen Gäste
rücken zusammen, bedienen sich mit den Resten an der Getränkebar
und machen es sich in entspannter Atmosphäre bequem: der angenehmste
Teil der Party kann beginnen.
Das
ist der Moment, in dem man am besten ein Album der Nighthawks in den
CD-Spieler schiebt. Vielleicht ihr neues Werk, das zwar "As the
sun sets" heißt, aber ebenso gut zum nahenden Sonnenaufgang
passt. Dieses Album sagt vor allem eines: Du darfst dich gehen lassen.
Der
Pressetext wird nicht müde zu betonen, dass sich hinter den Nighthawks
zwei deutsche Musiker verbergen, Produzent und Bassist Dal Martino
nämlich, und der Trompeter Reiner Winterschladen. Dieser Umstand
ist tatsächlich insoweit bemerkenswert, dass relaxte NuJazz-
und Lounge-Sounds nicht unbedingt eine Domäne der deutschen Szene
sind.
Beide
Musiker haben ein festes berufliches Standbein: Winterschladen gehört
zum festen Ensemble der NDR-Big-Band, Martino ist Chef eines kleinen
Labels und produziert überwiegend Musik für Filme und Werbung.
Die Nighthawks sind also eher ein "Spielbein" der beiden.
Das Album habe deshalb überwiegend in der Nacht aufgenommen werden
müssen, sagen die beiden und liefern damit gleich die Begründung
für ihren Sound.
Entspannte
Grooves unterlegen die einsame Trompete, langsam träumt man sich
in andere Sphären, unterstützt DePhazz-Sängerin Pat
Appleton, die als Gast auf mehreren Stücken des Albums zu hören
ist und mit ihrer sonoren Stimme eine Brücke zwischen NuJazz,
Lounge und Triphop zu schlagen scheint.
Wie
für das Genre üblich, sticht nicht ein einzelner Titel hervor.
Das Album wirkt in seiner Gesamtheit. Die Lieder fließen ohne
erkennbare Brüche ineinander über, laden förmlich dazu
ein, sich seinen Träumen hinzugeben und die entspannte Atmosphäre
zu genießen; allein, zu zweit - oder eben mit den letzten Gästen.
©
Michael Frost, 24.04.2004