"New
Order" sind ein Monument des britischen Pop: Seit 25 Jahren trotzen
sie den Stürmen des Musikuniversums und bescheren uns fernab
aktueller Trends zeitlose Klassiker. Zuletzt gelang ihnen dies vor
vier Jahren, als sie im wahrsten Sinne des Wortes "Get Ready"
waren und gemeinsam mit zahlreichen Gästen (u. a. Bobby Gillespie
von "Primal Scream" und "Billy Corgan" von den
"Smashing Pumpkins") ein vielschichtiges Stück Musik
erschufen, das man als ein Stück Altersweisheit einstufen darf.
Doch
auch an Monumenten nagt einmal der Zahn der Zeit. Auf ihrem neuen
Werk "Waiting For The Sirens Call" kratzt der Kommerz ganz
schön an der Fassade, bröckelt der Popputz hie und da kräftig
ab.
Anstatt
ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen, vertrauen die altgedienten
Damen und Herren aus Manchester zu sehr auf Beliebigkeit, Massenkompatibilität
und Durchschnittlichkeit. "I Told You So" wartet mit einem
missglückten, kitschigen Reggae-Dance-Beat auf, bei dem sich
für den Zuhörer vor lauter Graus die Nackenhaare aufrichten.
Und
"Dracula' Castle"? Es hat nicht einmal den Charme desselbigen.
Blutleer würde ein Vampirjäger wohl dazu sagen. Der geneigte
Musikfreund wendet sich erfreulicheren Dingen zu, die es auf der neuen
CD trotz mancher Mängel an der Bausubstanz, zu entdecken gibt:
Der
Song "Turn" erstrahlt mit seiner tiefgründig auf die
Tonleiter gemalten Wehmut wie ein herrschaftliches Schloss, in dem
- "Working Overtime" sei Dank! - zum großen Finale
im Rokokosaal für "New Order"-Verhältnisse der
Rock'n'Roll noch einmal so richtig abgeht.
""Waiting
For The Sirens Call" New Order (Warner Music Group)"
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, März 2005
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