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Der Putz bröckelt
Gast-Beitrag von Stephan Stöckel


"New Order" sind ein Monument des britischen Pop: Seit 25 Jahren trotzen sie den Stürmen des Musikuniversums und bescheren uns fernab aktueller Trends zeitlose Klassiker. Zuletzt gelang ihnen dies vor vier Jahren, als sie im wahrsten Sinne des Wortes "Get Ready" waren und gemeinsam mit zahlreichen Gästen (u. a. Bobby Gillespie von "Primal Scream" und "Billy Corgan" von den "Smashing Pumpkins") ein vielschichtiges Stück Musik erschufen, das man als ein Stück Altersweisheit einstufen darf.

Doch auch an Monumenten nagt einmal der Zahn der Zeit. Auf ihrem neuen Werk "Waiting For The Sirens Call" kratzt der Kommerz ganz schön an der Fassade, bröckelt der Popputz hie und da kräftig ab.

Anstatt ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen, vertrauen die altgedienten Damen und Herren aus Manchester zu sehr auf Beliebigkeit, Massenkompatibilität und Durchschnittlichkeit. "I Told You So" wartet mit einem missglückten, kitschigen Reggae-Dance-Beat auf, bei dem sich für den Zuhörer vor lauter Graus die Nackenhaare aufrichten.

Und "Dracula' Castle"? Es hat nicht einmal den Charme desselbigen. Blutleer würde ein Vampirjäger wohl dazu sagen. Der geneigte Musikfreund wendet sich erfreulicheren Dingen zu, die es auf der neuen CD trotz mancher Mängel an der Bausubstanz, zu entdecken gibt:

Der Song "Turn" erstrahlt mit seiner tiefgründig auf die Tonleiter gemalten Wehmut wie ein herrschaftliches Schloss, in dem - "Working Overtime" sei Dank! - zum großen Finale im Rokokosaal für "New Order"-Verhältnisse der Rock'n'Roll noch einmal so richtig abgeht.

 

""Waiting For The Sirens Call" New Order (Warner Music Group)"
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, März 2005
Was du wissen solltest, wenn du uns auch eine Gast-Kritik senden willst, erfährst du hier.

 

 

 

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