Kann sein, dass Netsayi der große Durchbruch allein deshalb noch nicht gelungen ist, weil ihre Musik so schwer einzuordnen ist. Weltmusik-Puristen könnten sich an ihrem pop-orientierten Sound stören, doch für den Mainstream ist ihre Musik wiederum nicht glatt genug: So blieb es, wie auch der Begleittext ihrer Plattenfirma etwas ratlos feststellt, bislang beim - allerdings sehr ehrenwerten - Status des "Geheimtipps".
Schnell ein paar Daten zur Geschichte der hochinteressanten Sängerin: 1973 in London geboren, sieben Jahre später nach Zimbabwe, das Herkunftsland ihrer Familie umgesiedelt, später ein Studium der "Visual Arts" in Harare und Beteiligung an TV-Produktionen in Zimbabwe und Südafrika; 2001 dann, als junge Erwachsene, die Rückkehr nach London.
Seither arbeitet Netsayi als Musikerin mit dem Versuch, "alle meine Ursprünge aus Afrika und der westlichen Welt zu einem kohärenten, emotionalen Ganzen" zu bündeln, wie sie sagt. "Chirmurenga Soul" (2006) war der Auftakt, "Monkey's Wedding" führt die Idee weiter. Pop, Reggae, afrikanische Beats und Call&Reponse-Gesang, die frühere Hymne Zimbabwes ("Ishe komberera Africa", die nach der gleichen Melodie gesungen wie die ANC-Hymne "Nkosi sikeleli Afrika"), Soul, Blues, Gospel und Folk mischen sich bei ihr mit einer Selbstverständlichkeit, dass es fast unmöglich ist, die einzelnen Stränge ihrer Einflüsse wieder zu entwirren - doch wozu sollte das auch gut sein?
Aus dem "weder" (Weltmusik) "noch" (Pop) sollte nach dem Hören von "Monkey's wedding" eigentlich ein "sowohl als auch" werden. Denn aus welcher Perspektive man Netsayi auch immer betrachten mag, auffallend ist die Komplexität ihrer Ideen, der Abwechslungsreichtum nicht nur von Song zu Song, sondern auch innerhalb der einzelnen Stücke, die immer wieder neue Überraschungen bereithalten, ob nun etwa eine Passage von "Amazing grace" in einen anderen Kontext eingebaut wird oder ob sie in "Weaves and magazines" mit einem Freund in einer Klarheit abrechnet, die sich gewaschen hat. Hier wird deutlich, dass Netsayi nicht nur eine absolute Könnerin in musikalischer Hinsicht ist, sondern auch textlich absolut auf der Höhe ist - schon wieder ein "sowohl als auch"!
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Michael Frost, 15.10.2009