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Schmachtende
Gesänge in Moll
Gast-Beitrag von Stephan Stöckel


Spätestens seit den famosen "Garish" wissen wir, dass in Österreich nicht nur volkstümlich gejodelt und im Wiener Schmäh getrauert wird. Schon lange bevor "Garish" die musikalische Bildfläche betraten, gab es eine Band, die fernab von volkstümlich-heiler Welt und schnöder Betroffenheitslyrik ihre eigene musikalische Sprache suchte: "Naked Lunch".

Anders als bei "Garish" sollte es 13 Jahre dauern, bis die Gruppe aus Klagenfurt zu popmusikalischer Größe gefunden hat: 13 Jahre voll stilistischer Wechsel und Schicksalsschläge - ein Bandmitglied segnete das Zeitliche -, in denen man immer vor dem Fahrstuhl zur großen Karriere stand, der sich aber nie öffnete.

Mit dem simplen Grunge-Sound früherer Tage, der sie ins Vorprogramm der Maskenrocker "Kiss" und in den Independent-Club "Zebra" nach Hausen führte, hat die Musik der Gruppe heute nichts mehr gemein.

"Songs For The Exhausted" - was für ein Titel und was für ein treffender noch dazu. "Naked Lunch" zeichnen in wunderschönen Popsongs voller Tiefgang das Bild eines tieftraurigen Menschen, der mit seinem eigenen Leben hadert. Da blitzen monumentale Gitarrenwände auf, entfaltet sich orchestrale Schwermut, schmachten die Gesänge in Moll.

Doch das i-Tüpfelchen auf dem Klangei bilden die elektronischen Soundpartikel von Top-Produzent Olaf Opal, der als viertes Bandmitglied, dem Ganzen eine bizarre Soundaura verleiht.

"Wie kann Gott all dies zulassen?", schießt es einem beim Anhören des ersten Liedes "God" durch den Kopf. Doch es gibt ihn noch den Hoffnungsschimmer, der im Schlusssong "The Retainer" zu einer Art "Happy End" wird: "Drop down - cause you know it will last till the bells ring for a big change."

Wie sagt doch ein altes Sprichwort: Was lange währt, wird endlich gut.

"Naked Lunch: Songs for the Exhausted"
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, März 2004


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