Spätestens
seit den famosen "Garish" wissen wir, dass in Österreich
nicht nur volkstümlich gejodelt und im Wiener Schmäh getrauert
wird. Schon lange bevor "Garish" die musikalische Bildfläche
betraten, gab es eine Band, die fernab von volkstümlich-heiler
Welt und schnöder Betroffenheitslyrik ihre eigene musikalische
Sprache suchte: "Naked Lunch".
Anders
als bei "Garish" sollte es 13 Jahre dauern, bis die Gruppe
aus Klagenfurt zu popmusikalischer Größe gefunden hat:
13 Jahre voll stilistischer Wechsel und Schicksalsschläge - ein
Bandmitglied segnete das Zeitliche -, in denen man immer vor dem Fahrstuhl
zur großen Karriere stand, der sich aber nie öffnete.
Mit
dem simplen Grunge-Sound früherer Tage, der sie ins Vorprogramm
der Maskenrocker "Kiss" und in den Independent-Club "Zebra"
nach Hausen führte, hat die Musik der Gruppe heute nichts mehr
gemein.
"Songs
For The Exhausted" - was für ein Titel und was für
ein treffender noch dazu. "Naked Lunch" zeichnen in wunderschönen
Popsongs voller Tiefgang das Bild eines tieftraurigen Menschen, der
mit seinem eigenen Leben hadert. Da blitzen monumentale Gitarrenwände
auf, entfaltet sich orchestrale Schwermut, schmachten die Gesänge
in Moll.
Doch
das i-Tüpfelchen auf dem Klangei bilden die elektronischen Soundpartikel
von Top-Produzent Olaf Opal, der als viertes Bandmitglied, dem Ganzen
eine bizarre Soundaura verleiht.
"Wie
kann Gott all dies zulassen?", schießt es einem beim Anhören
des ersten Liedes "God" durch den Kopf. Doch es gibt ihn
noch den Hoffnungsschimmer, der im Schlusssong "The Retainer"
zu einer Art "Happy End" wird: "Drop down - cause you
know it will last till the bells ring for a big change."
Wie
sagt doch ein altes Sprichwort: Was lange währt, wird endlich
gut.
"Naked
Lunch: Songs for the Exhausted"
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, März 2004
Was du wissen solltest, wenn du uns auch eine Gast-Kritik senden willst,
erfährst du hier.